Hirntumor

Synonyme: Gehirntumor, Medulloblastom, Meningeom, Neurinom
Hirntumor, Gehirntumor, Medulloblastom, Meningeom, Neurinom

Hirntumoren sind gutartige und bösartige Neubildungen im Gehirn und Rückenmark des Menschen. Diese werden als Neoplasien des bezeichnet. Gehirntumore sind relativ selten. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft machen Hirntumore insgesamt nur etwa 2% aller Krebserkrankungen aus, wobei Tumore des Gehirns häufiger anzutreffen sind, als Tumore des Rückenmarks.

Prinzipiell kann jede Altersstufe betroffen sein, es gibt jedoch zwei Häufigkeitsgipfel, einen im Kindesalter und einen weiteren zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Im Kindesalter und Erwachsenenalter gibt es jeweils eine spezielle Tumorart, welche am häufigsten vorkommt und zugleich hochgradig bösartig ist. Im Kindesalter tritt am häufigsten das Medulloblastom auf, im Erwachsenenalter hingegen ist es das Glioblastom.
Es werden primäre Hirntumore von sekundären, den Hirnmetastasen, unterschieden. Primäre Hirntumore bilden sich direkt aus den Zellen des Gehirns oder der Hirnhäute (Meningen). Sekundäre Hirntumoren sind Absiedlungen oder Tochtergeschwülste anderer Tumore, die sich über das Blutgefäß- oder Lymphsystem oder das Hirnwasser ausgebreitet haben. Im Falle von Hirnmetastasen kann ursächlich ein Lungen-, Nieren- oder Brustkrebs vorliegen.

Man kann primäre Hirntumore anhand des Gewebetyps in verschiedene Arten einteilen. So entwickeln sich zum Beispiel Neurinome aus Nervenzellen und Meningeome aus den Hirnhäuten (Meningen). Zu den neuroepithelialen Tumoren zählt man zum Beispiel Astrozytome, Medulloblastome, Ependymome oder Glioblastome. Letztendlich können aber auch Mischformen entstehen, die mehrere Zellanteile enthalten.

Die Symptome eines Hirntumors sind vielfältig, mitunter uncharakteristisch, so dass nicht jedes der Symptome auf einen Hirntumor hindeuten muss, sondern auch andere Erkrankungen vorliegen können. Als diagnostische Verfahren haben die Computertomographie und Magnetresonanz-tomographie einen hohen Stellenwert. Eine Gewebeentnahme ist entscheidend für die Klassifikation des Tumors und somit letztendlich für die Behandlungsoption. Therapeutisch kommt eine Operation, Strahlentherapie oder Chemotherapie in Frage.

Hirntumor: Inhaltsverzeichnis

Werbung

Ursachen Hirntumor

Die Ursachen für Hirntumore sind noch weitestgehend unbekannt. Selten liegt ein Erbleiden wie zum Beispiel eine Neurofibromatose, ein von Hippel-Lindau-Syndrom oder eine tuberöse Sklerose vor. Nach aktuellem Wissensstand sind weder Umweltfaktoren noch Lebensgewohnheiten wie Rauchen oder ein übermäßiger Alkoholgenuss eindeutig für das Entstehen von Hirntumoren verantwortlich. Auch für elektromagnetische Strahlung als Auslöser gibt es bislang keine Belege. Jedoch weiß man inzwischen, dass eine direkte radioaktive Bestrahlung des Kopfes im Kindesalter im Rahmen einer Strahlentherapie (zum Beispiel bei Leukämie), das Entstehen von Hirntumoren im Erwachsenenalter gering begünstigen kann. Leiden Menschen unter einer starken Schwäche des Immunsystems wie zum Beispiel bei einer HIV-Erkrankung oder unter einer Therapie mit Immunsuppressiva können ZNS-Lymphome vermehrt auftreten. Auch wird diskutiert, ob ein langjährig intensiver Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln (Herbiziden) ein Hirntumorwachstum begünstigen kann.

Symptome und Anzeichen

Die Symptome eines Hirntumors sind äußerst vielfältig. Je nach Lage oder auch Art des Hirntumors können die ersten Anzeichen sehr schnell, innerhalb weniger Wochen oder erst nach Monaten oder Jahren auftreten. Wenn der Tumor aufgrund seines Wachstums Hirngewebe verdrängt oder zerstört, treten je nach Lokalisation verschiedene Symptome auf. So kann es bei einem allgemeinen Ansteigen des Hirndrucks durch das verdrängende Wachstum des Tumors neben Kopfschmerzen, die im Verlauf an Intensität zunehmen, auch zu Schwindel und Übelkeit mit Erbrechen kommen.

Auch Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfälle (epileptische Anfälle) treten mitunter auf.

Befindet sich der Tumor im vorderen Bereich des Gehirns (Frontalhirn) werden oftmals Persönlichkeitsveränderungen mit Aggressivität oder starke Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit, Desorientierung oder Antriebslosigkeit bis hin zur Depressionen beobachtet.

Ist der hintere Bereich des Gehirns betroffen und sind dadurch die Sehbahnen beeinträchtigt, führt dies zu Sehstörungen wie Verschwommensehen oder Gesichtsfeldausfällen. Sprach- oder Wortfindungsstörungen finden sich bei Beeinträchtigung der Sprachzentren (Wernicke-Zetrum, Broca-Areal). Auch kann es zu Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche oder Lähmungen kommen, die zu einer Veränderung des Gangbildes führen können.

Diagnose

Neben dem ausführlichen ärztlichen Gespräch (Anamnese) kann eine körperliche Untersuchung bereits wertvolle Hinweise liefern. Zur weiteren Abklärung steht eine Reihe von diagnostischen Verfahren zur Verfügung. Schnittbildverfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT), die Computertomographie (CT) oder die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kommen hierbei in Frage. Ergänzend können durch eine Angiographie mit Hilfe von Kontrastmittel Blutgefäße innerhalb des Gehirns oder des Tumors dargestellt werden, um unter anderem die zu prüfen, ob der Tumor chirurgisch entfernt werden kann. Im Rahmen einer Elektroenzephalographie (EEG) werden Hirnströme aufgezeichnet, um ein Krampfleiden (Epilepsie) von einer lokalen Veränderung durch einen Tumor zu unterscheiden. Letztendlich kann eine Gewebeentnahme (Biopsie) mit anschließender histologischer oder zytologischer Auswertung über den Gewebetyp und somit über die Gut- oder Bösartigkeit des Tumors Aufschluss geben. Durch eine Untersuchung des Nervenwassers, mithilfe einer Liquorpunktion, können unter Umständen Tumorzellen im Nervenwasser nachgewiesen werden. Die Liquorpunktion wird aber auch genutzt um andere Erkrankungen zu erkennen oder auszuschließen.

Differentialdiagnose

Da die Symptome eines Hirntumors sehr vielseitig und uncharakteristisch sein können, kommen eine Vielzahl weiterer Erkrankungen in Frage. Zum Beispiel: Kopfschmerzsyndrome wie Migräne, Spannungskopfschmerzen, Cluster-Kopfschmerzen; Schädel-Hirn-Trauma, Wasserkopf (Hydrocephalus), Trigeminusneuralgie, Schlaganfall (Apoplex), Schizophrenie, Depression, Demenz, entzündliche Hirnerkrankungen (Meningitis, Enzephalitis).

Therapie und Behandlung

Da der Verlauf und die Prognose eines Hirntumors sehr verschieden sein kann, ist eine individuelle Therapieplanung nötig. Als grundsätzliche Behandlungsmöglichkeiten stehen eine operative Entfernung, eine Strahlentherapie (Radiatio) oder eine Chemotherapie zur Verfügung. Welche Behandlungsmethode letztendlich zum Einsatz kommt, hängt nicht nur von der Größe und Lage, sondern auch von der Art und der Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors ab. Darüber hinaus gibt es experimentelle Verfahren, die zum Beispiel immun- oder gentherapeutische Ansätze nutzen.

Einen großen Stellenwert nimmt auch die supportive Therapie ein, die alle Beschwerden die durch den Tumor oder die Therapieverfahren entstehen mindern soll und als unterstützende Therapie gilt. Es geht darum, Schmerzen zu verhindern und unangenehme Nebenwirkungen der Therapien wie zum Beispiel Übelkeit mit Erbrechen zu lindern, um trotz des schwerwiegenden Tumorleidens eine möglichst hohe Lebensqualität zu erzielen. Unterstützend kann hierbei eine psychoonkologische Betreuung für Patienten aber auch deren Angehörige wirken.

Werbung

Diesen Artikel drucken / teilen

Weitere Informationen

Übersicht: Alle Krankheiten von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Anja Brezger

Medizinisches Review:

Melanie Michielin


Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln

Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter, Berlin