Depression
Die Depression ist eine häufige psychische Erkrankung aus der Gruppe der affektiven Störungen. Die Betroffenen leiden unter niedergeschlagener Stimmung, Antriebsmangel, Schuldgefühlen, geringem Selbstwertgefühl, sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen.
Die Symptome treten meist in Form einmaliger oder wiederkehrender Episoden auf. Von der hier besprochenen unipolaren Depression ist die manisch-depressive Störung abzugrenzen, in der neben depressiven Episoden auch Phasen mit krankhaft euphorischer Stimmungslage vorkommen.
Die Therapie erfolgt in Absprache mit dem Patienten im Wesentlichen durch Medikamente und Psychotherapie. In leichten Fällen kann auf eine Therapie verzichtet, schlimmstenfalls können Suizidgedanken eine sofortige Einweisung des Patienten in eine psychiatrische Klinik erfordern.
In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit depressiver Erkrankungen kontinuierlich zugenommen. Heute erkranken 15% der Frauen und 8% der Männer im Laufe ihres Lebens an einer behandlungsbedürftigen Depression (1).
Depression: Inhaltsverzeichnis
Ursachen Depression
Die depressive Störung ist eine multifaktoriell bedingte Erkrankung. Bei ihrer Entstehung spielen sowohl psychische und soziale, als auch körperliche Faktoren eine Rolle. Belastende Lebensereignisse wie Missbrauch in der Kindheit, berufliche und private Konflikte, Arbeitslosigkeit, der Verlust eines geliebten Menschen, aber auch schwere körperliche und psychische Erkrankungen können das Risiko, an einer Depression zu erkranken, erhöhen. Eine erhöhte Empfindsamkeit für psychische Erkrankungen, die zum Teil auch genetisch bedingt zu sein scheint, begünstigt das Auftreten einer Depression zusätzlich. Wegen dieser erblichen Veranlagung kommt es in manchen Familien über Generationen zu einer Häufung von psychischen Störungen.
Auch körperliche Krankheiten wie eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion, Krebs, Hirntumore und neurologische Erkrankungen können zu depressiven Symptomen führen. Im Gehirn von depressiven Patienten sind bestimmte neurobiologische Vorgänge, wie die Kommunikation der Nervenzellen untereinander, messbar gestört. Hier greifen die modernen antidepressiven Medikamente ein, indem sie die Konzentration bestimmter Botenstoffe im Gehirn erhöhen.
Symptome und Anzeichen
Es wird zwischen Haupt- und Nebensymptomen unterschieden. Zu den Hauptsymptomen zählen gedrückte Stimmung, Interessensverlust und die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, sowie Antriebsmangel und schnelle Ermüdbarkeit. Die Symptome sind zu Tagesbeginn häufig besonders ausgeprägt.
Nebensymptome sind mangelndes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Gedanken, sich das Leben nehmen zu wollen (Suizidgedanken), sowie Schlafstörungen und Appetitmangel. Die psychischen Symptome werden häufig von körperlichen Beschwerden wie Gewichtsabnahme und Libidoverlust begleitet.
Bei schweren depressiven Episoden kann es zu psychotischen Erscheinungen wie Halluzinationen und Wahnideen, z.B. einer unbegründeten Angst zu verarmen, kommen.
Diagnose
Besteht der Verdacht auf eine depressive Störung, werden in einem ausführlichen Gespräch der Beginn der Symptomatik, frühere depressive Phasen und belastende Lebensereignisse in der Vergangenheit erfragt. Die aktuelle Lebenssituation des Patienten und seine soziale Einbindung in gesellschaftliche und familiäre Strukturen sind für die Therapie ebenfalls von Bedeutung. Die Familienanamnese kann Hinweise auf eine erbliche Veranlagung für psychische Erkrankungen liefern. Fragebögen können die Gespräche sinnvoll ergänzen und die Anamnese vervollständigen.
Die Diagnose einer depressiven Störung wird gestellt, wenn mindestens 2 Hauptsymptome sowie mindestens 2 Nebensymptome vorliegen und über mindestens 2 Wochen anhalten.
Je nach Anzahl der Symptome werden leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden unterschieden.
Vor Beginn einer psychotherapeutischen oder medikamentösen Behandlung sollte das Vorliegen körperlicher und anderer psychischer Erkrankungen sorgfältig überprüft werden. Mögliche körperliche Ursachen für depressive Symptome müssen durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Suizidalität
Ein großer Teil der Patienten hat während einer depressiven Episode Suizidgedanken. 15% der Patienten mit schweren Depressionen versterben durch Suizid (2). Da die Patienten solche Gedanken jedoch aus Angst und Scham häufig nicht von selbst ansprechen, sollten sie von Ärzten und Psychotherapeuten bei jedem Kontakt aktiv erfragt werden. Wenn der Patient Selbsttötungsgedanken hat und sich nicht auf eine verbindliche Absprache einlässt, ist zu seiner eigenen Sicherheit die vorübergehende Behandlung in einer psychiatrischen Klinik unumgänglich.
Differentialdiagnose
Vor Beginn einer antidepressiven Therapie müssen körperliche und psychische Erkrankungen, die mit depressiven Symptomen einhergehen können, ausgeschlossen werden. Hierzu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Hirntumore, neurologische Krankheiten wie M. Parkinson und Demenz und die Einnahme von Drogen oder Medikamenten. Angst- und Suchterkrankungen, die sehr häufig von depressiven Gefühlen begleitet werden, sollten durch eine ausführliche Befragung des Patienten ausgeschlossen werden. Liegen Symptome wie Halluzinationen und wahnhafte Ideen vor, muss die schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen von einer Schizophrenie abgegrenzt werden.
Die meisten Menschen durchleben Phasen, in denen sie traurig und erschöpft sind und unter Selbstzweifeln oder Schuldgefühlen leiden. Nach dem Verlust eines geliebten Menschen erleben die Hinterbliebenen eine Zeit der Trauer, die ganz unterschiedlich lang und von depressiven Symptomen begleitet sein kann. Auch schwere körperliche Erkrankungen können zeitweise mit depressiven Gefühlen wie Perspektivlosigkeit und Niedergeschlagenheit einhergehen. Die Abgrenzung solcher vorübergehenden Lebenskrisen von einer behandlungsbedürftigen Depression ist nicht immer einfach und manchmal nur aus dem Verlauf heraus möglich.
Therapie und Behandlung
Die Entscheidung für eine Therapiemethode richtet sich nach Schwere und Verlaufsform der depressiven Störung und sollte nach entsprechender Aufklärung von Arzt und Patient gemeinsam getroffen werden. Es kann auch ratsam sein, Angehörige oder Lebenspartner in therapeutische Gespräche mit einzubeziehen, da das Umfeld mit der Veränderung des Patienten häufig überfordert und verunsichert ist.
Die Behandlung erfolgt meist in drei Phasen. Ziel der Akuttherapie ist der möglichst vollständige Rückgang der depressiven Symptomatik, in der anschließenden Erhaltungstherapie wird der Therapieerfolg stabilisiert. Um Rückfälle zu vermeiden, sollte besonders bei Patienten mit wiederkehrenden depressiven Episoden eine Langzeittherapie erwogen werden.
Im Wesentlichen kommen vier Behandlungsmethoden zum Einsatz. Bei einer leichten depressiven Episode oder wenn der Patient andere Behandlungsmethoden ablehnt, kann zunächst beobachtend abgewartet werden (watchful waiting), ob von selbst eine Besserung eintritt. Ist dies nicht der Fall oder erfordert die Schwere der Erkrankung weitere Maßnahmen, sind die medikamentöse Therapie, die Psychotherapie oder eine Kombination aus beiden Verfahren nach aktueller Studienlage am erfolgversprechensten. Weitere nicht- medikamentöse Therapieverfahren wie Elektrokrampftherapie, Lichttherapie, Bewegungstherapie, sowie Ergo- und Kunsttherapie können die Behandlung wirksam ergänzen.
Zur medikamentösen Therapie stehen Medikamente verschiedener Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Häufig verwendet werden nach wie vor Trizyklische Antidepressiva, die Einfluss auf eine Menge verschiedener Überträgerstoffe im Gehirn nehmen. Sie gehören zu den ältesten Medikamenten gegen Depressionen, werden aber aufgrund ihrer Nebenwirkungen zunehmend von neueren Medikamenten abgelöst.
Diese sind in der Lage, gezielt die Konzentration bestimmter Botenstoffe, nämlich Serotonin und Noradrenalin, zu beeinflussen. Häufig verwendete Beispiele aus dieser Gruppe sind Citalopram (Cipralex) und Venlafaxin (Trevilor). Diese Medikamente wirken nicht nur stimmungs-aufhellend, sondern steigern auch den krankheitsbedingt vermindernden Antrieb der Patienten. Stehen Schlafstörungen im Vordergrund der Symptomatik, können sedierende Antidepressiva wie Mirtazapin das Mittel der Wahl sein. Auch die Kombination von Medikamenten aus verschiedenen Wirkstoffgruppen ist möglich.
Der therapeutische Stellenwert von pflanzlichen Medikamenten wie Johanniskraut ist noch nicht eindeutig geklärt. Eine Therapie mit hochdosierten Johanniskrautextrakten wird aber als Möglichkeit eines ersten Therapieversuches von leichten und mittelschweren depressiven Episoden empfohlen (3).
Bei schweren Verläufen, Nichtansprechen der Therapie, oder wenn ungünstige Begleitumstände die Behandlung erschweren, kann die stationäre Behandlung in einer psychotherapeutisch/ psychiatrischen Klinik notwendig sein.
Der Therapieerfolg wird während der Behandlung kontinuierlich überprüft. Tritt nach 4 Wochen einer medikamentösen oder psychotherapeutischen Therapie keine Besserung ein, sollte die Behandlungsstrategie angepasst oder ergänzt werden. Besonders in den ersten Wochen der Behandlung ist die Gefahr von suizidalen Handlungen erhöht. Die Patienten sollten hierüber aufgeklärt und in dieser Zeit besonders intensiv betreut werden.
Es wird vermutet, dass 50% aller Depressionen unerkannt bleiben und nicht adäquat behandelt werden. Bei optimaler Therapie ist die Prognose der Depression aber ausgesprochen günstig.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Krankheiten von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Bundesgesundheitsblatt 2013 56:733739
Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2006
S3- Leitlinie Unipolare Depression, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychosomatik und Nervenheilkunde.
WHO Europa; Depressionen in Europa
S3- Leitlinie/nationale VersorgungsLeitlinie Version 1.3 Januar 2012 „Global Burden of Disease“ 200; Bundesgesundheitssurvey 1998