Trichinen (Trichinella)

Synonyme: Trichinella spiralis, Trichinellen
Trichinen, Trichinella spiralis, Trichinellen

Die Arten der Gattung Trichinen, auch Trichinella genannt, gehören zu den Fadenwürmern (Nematoden). Insgesamt sieben, sich untereinander sehr ähnlich sehende Arten sind für den Menschen infektiös, die wichtigste davon ist Trichinella spiralis. Die weltweit auftretende Infektion kann durch infektiöse eingekapselte Trichinella-Larven übertragen und ausgelöst werden, wenn rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch verzehrt wird, das diese Larven enthält. Für den Menschen spielen hierbei vor allem Schweinefleisch vom Hausschwein und Wildschwein eine Rolle, für im Handel erworbenes Schweinefleisch gilt dies in Deutschland wegen der Trichinenuntersuchung nicht mehr.

Auch Ratten, Hunde, Katzen, Pferde und Wildtiere können Reservoire sein. Die Trichinen siedeln sich zunächst im Dünndarm an, später breiten sie sich in die Organe und in die quergestreifte Skelettmuskulatur aus, in der sie frühestens 5 bis 7 Tage nach der Infektion zu finden sind. Durch Erhitzen auf mindestens 70 °C auch im Inneren werden die Trichinen sicher abgetötet, ebenso durch Einfrieren bei -25 °C für 10 bis 20 Tage (außer bei der kälteresistenten Art T. nativa). Trocknen oder Pökeln des Fleisches tötet die Trichinen jedoch nicht ab. Die Inkubationszeit beträgt meistens 5 bis 14 Tage, selten bis 45 Tage. Eine Ansteckung kann nur durch die Aufnahme von Trichinen-haltigem Fleisch erfolgen und ist nicht von Mensch zu Mensch möglich.

Trichinen (Trichinella): Inhaltsverzeichnis

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Biologie/Morphologie Trichinen

Die Trichinen sind nur wenige Millimeter lange Rundwürmer, die durch den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch auf einen Wirt übertragen werden können. Durch die Verdauungssäfte werden die Larven aus den Kapseln freigesetzt und entwickeln sich im Dünndarm in wenigen Tagen zu erwachsenen (adulten) Würmern. Die Phase der Ablage der Larven durch die Weibchen beginnt 4 bis 7 Tage nach der Infektion und dauert meist 2 bis 4 Wochen, kann aber auch bis zu 3 Monate dauern. Jedes Weibchen kann mehrere Hundert bis zu 1500 Larven absetzen. In dieser Zeit (enterale oder intestinale Phase) kann die Infektion zu akutem Durchfall führen.

Die Larven können über die Blutgefäße und Lymphgefäße in die quergestreifte Muskulatur gelangen, bevorzugt in sauerstoffreiche, also gut durchblutete Muskeln wie das Zwerchfell, die Nackenmuskulatur, die Kaumuskulatur sowie die Muskulatur des Schultergürtels und der Oberarme. Die befallenen Muskelzellen bilden innerhalb von 4 bis 6 Wochen Kapseln um die Parasiten, die später verkalken und in denen die spiralförmig aufgerollten Larven bis zu 30 Jahre überleben können. Werden diese infektiösen Muskeltrichinen von einem anderen Wirt aufgenommen, schließt sich der Entwicklungskreislauf.

Symptome und Anzeichen

Der Schweregrad und die Dauer einer Erkrankung hängen unter anderem von der Anzahl der aufgenommenen Larven ab. Möglich sind viele verschiedene und unterschiedlich schwere Symptome in verschiedenen Organen.

Die intestinale oder enterale Phase kann unbemerkt verlaufen, bei stärkerem Befall kann es wenige Tage nach der Infektion unter anderem zu Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Fieber kommen.

In der extraintestinalen Phase können nach etwa einer Woche unter anderem hohes Fieber, Muskelschmerzen, Muskelsteifheit, Lidödem und Gesichtsödem, weiterhin Hautausschlag, Blutungen unter den Nägeln, Bindehautentzündung, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Atembeschwerden und Schluckstörungen, trockener Husten, punktförmige Hautblutungen und Schleimhautblutungen und schmerzhafte Bewegungsstörungen der Augenmuskeln sowie eine erhöhte Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut (Bluteosinophilie) und eine erhöhte Aktivität von Muskelenzymen auftreten.

Gefährliche Komplikationen können zum Beispiel Herzmuskelentzündung (Myokarditis) bzw. Herzrhythmusstörungen, Gehirnentzündung (Enzephalitis), Lungenentzündung (Bronchopneumonie), Blutvergiftung (Sepsis), Kreislaufversagen, Nebenniereninsuffizienz, psychotische Zustände, Koma und Krampfanfälle sowie weitere neurologische Symptome sein. Ohne Behandlung genesen die Patienten häufig nach 1 – 6 Wochen, es können aber auch bleibende Schäden und selten Todesfälle auftreten.

Diagnose

Im Stuhl können Trichinen nur selten gefunden werden. Die Infektion kann durch Antikörper oder durch Muskelbiopsieproben nachgewiesen werden, bestimmte Laborwerte können ebenfalls Hinweise geben. Eine Infektion mit Trichinen sollte frühzeitig bei entsprechenden Symptomen in Betracht gezogen werden, weil die Behandlung zu Beginn der Erkrankung am erfolgreichsten ist.

Therapie und Behandlung

Patienten mit leichter Erkrankung erhalten eine symptomatische Behandlung mit Bettruhe, fiebersenkenden Medikamenten und Schmerzmitteln. Schwer erkrankte Patienten erhalten eine Kombinationstherapie von Glukokortikoiden und Mebendazol oder Albendazol in hoher Dosis.

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Weitere Informationen

Übersicht: Alle Parasiten von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Dr. Johanna Schmitt

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

RKI-Ratgeber für Ärzte – Trichinellose

Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart, 13. Auflage 2014