Leinsamen
Leinsamen sind die Samen des Lein (Linum usitatissimum), der auch unter der Bezeichnung Flachs bekannt ist. Die Pflanze Lein gehört zur botanischen Familie der Leingewächse (Linaceae). Sie ist eine alte Kulturpflanze und soll bereits in der jüngeren Steinzeit als Öl- und Faserpflanze angebaut worden sein.
Die einjährige Pflanze kann etwa 1 Meter groß werden, hat einen aufrechten dicht beblätterten Stengel mit blaugrünen, lanzettförmigen Blättern und himmelblaue Blüten. Die Frucht ist eine kugelige Kapsel und der Samen ist braun, flach und elliptisch. Medizinisch kann der Leinsamen vielseitig angewendet werden, beispielsweise bei Verstopfung und bei entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen.
Leinsamen: Inhaltsverzeichnis
Inhaltstoffe und Wirkung
Leinsamen enthält neben zahlreichen weiteren Inhaltstoffen hauptsächlich Schleim, Ballaststoffe, fettes Öl (Leinöl) und das Glycosid Linamarin, das von Enzymen gespalten wird und dann kleine Mengen Blausäure freigibt. Der Blausäuregehalt nimmt im Laufe der Lagerzeit ab. Vergiftungserscheinungen sind beim Menschen nicht bekannt. Aufgrund der Quellfähigkeit des Leinsamens kann er stuhlregulierend und anregend auf die Darmbewegung wirken. Durch die Schleimstoffe ist der Leinsamen ein einhüllendes Mittel (Mucilaginosum), das sich schützend auf die Schleimhaut legt. Außerdem sollen die Blutfettwerte durch die Einnahme von Leinsamen herabgesetzt werden können (lipidsenkende Wirkung).
Anwendungsgebiete
Leinsamen können ganz, geschrotet, oder leicht gequetscht ein mildes Abführmittel sein, beispielsweise bei chronischer Stuhlträgheit, Reizdarm (Colon irritabile), entzündeten Ausstülpungen in der Darmwand (Divertikulitis) und durch Abführmittelmissbrauch geschädigten Darm. Ein Aufguss, lauwarm getrunken, kann gegen Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Darmentzündung (Enteritis) zum Einsatz kommen. Äußerlich kann ein Breiumschlag aufgelegt werden, unter anderem bei Stirn- und Kieferhöhlenentzündung, Schnupfen, Gerstenkorn und Furunkel zur Reifung.
Das Leinöl kann kulinarisch verwendet werden und hat eine schwache Wirkung auf den Stuhlgang. Es kann äußerlich angewendet bei Hauterkrankungen, z. B. trockenen Hautausschlägen, hilfreich sein.
Dosierung und Anwendung
Gegen Stuhlträgheit kann täglich 2 bis 3-mal 1 Esslöffel unzerkleinerte oder aufgebrochene Leinsamen zusammen mit jeweils etwa 150 ml Flüssigkeit eingenommen werden. Bei aufgeschlossenem, bzw. aufgebrochenem Samen wurde nur die Schale angequetscht. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten. Die genügende Menge an Flüssigkeit sollte etwa in einem Verhältnis von 1 : 10 stehen, kann also ungefähr 1, 5 bis 2 Liter täglich betragen.
Für einen Tee-Aufguss können 1 bis 2 gehäufte Teelöffel ganze Leinsamen mit ¼ Liter kaltem Wasser übergossen und unter gelegentlichem Umrühren 20 Minuten stehen gelassen werden. Die Flüssigkeit kann danach ohne auszupressen abgegossen und vor dem Trinken erwärmt werden.
Spezielle Hinweise
Leinsamen darf nicht angewendet werden bei Darmverschluss. Nach der Einnahme von Leinsamen kann es zu einer negativen Beeinflussung der Aufnahme (Resorption) von Arzneistoffen kommen. Zerkleinerte Leinsamen dürfen nicht länger als 24 Stunden gelagert werden.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Heilpflanzen von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Giftpflanzen Pflanzengifte, 4. Auflage, Herausgeber Dr. rer. nat. Lutz Roth, Nikol Verlagsgesellschaft, 2006
Leitfaden Naturheilkunde, 6. Auflage, V. Schmiedel, M. Augustin (Hrsg.), Elsevier Urban & Fischer Verlag, 2012
Das große Buch der Heilpflanzen, Apotheker M. Pahlow, Weltbild
Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Karl Hiller, Matthias F. Melzig, Spektrum Akademischer Verlag, 2003