Verstopfung

Synonyme: Obstipation
Verstopfung, Obstipation

Unter Verstopfung beim Erwachsenen versteht man eine erschwerte Darmentleerung mit Reduzierung der Stuhlgangshäufigkeit auf weniger als dreimal pro Woche. Der Kot ist dabei von zu fester Konsistenz und kann durch starkes Pressen bei der Darmentleerung (Defäkation) Schmerzen im Analbereich verursachen.

Im Anschluss bleibt oftmals ein Gefühl der unvollständigen Entleerung bestehen. Begleitend werden häufig ein Völlegefühl aber auch Übelkeit, Blähungen und Unwohlsein verspürt.

Die Darmpassage unterliegt bei jedem einzelnen Menschen großen Schwankungen. Von der Nahrungsaufnahme bis hin zum Stuhlgang können zwischen acht Stunden bis drei Tage vergehen. Innerhalb dieser Grenzen ist jede Variation möglich, ohne als behandlungsbedürftig zu gelten. Von einer chronischen Verstopfung kann man sprechen, wenn über mindestens drei Monate subjektiv nur unter starker Anstrengung eine Darmentleerung erreicht wird. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen häufiger als jüngere Menschen.

Die vielfältigen Ursachen einer Verstopfung können harmlos sein und keinen Krankheitswert besitzen, sie können aber auch das Symptom einer ernsthaften Erkrankung darstellen und müssen dann dringend ärztlich abgeklärt werden.

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Verstopfung: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen

Eine plötzlich (akut) einsetzende Verstopfung mit Stuhlverhalt, Übelkeit, Erbrechen auch von Kot (Miserere) und Bauchschmerzen lässt vermuten, dass ein Darmverschluss (Ileus) vorliegt. Diese Situation stellt einen Notfall dar und bedarf einer raschen ärztlichen Vorstellung.

Dagegen sind die Ursachen einer chronischen Verstopfung äußerst vielfältig. Häufig spielt eine zu gerninge Trinkmenge eine Rolle, so dass der Kot im Verlauf der Darmpassage zu sehr eindickt. Manchmal können auch falsche Ernährungsgewohnheiten vorliegen, in dem zu wenig Ballaststoffe aufgenommen oder die Nahrungsmittel zu einseitig ausgewählt wird. Darüber hinaus wirkt sich eine geringe körperliche Bewegung ungünstig auf eine gute Darmpassage aus.

Diese Ursachen sind in aller Regel zunächst unbedenklich und können durch Änderung der Gewohnheiten reduziert werden.

Aber nicht immer lassen sich alle Ursachen beseitigen, denn auch Medikamente wie zum Beispiel bestimmte Schmerzmittel (Opiate) aber auch Entwässerungsmittel (Diuretika), Eisenpräparate oder Antidepressiva können das Entstehen einer Obstipation begünstigen.

Auch bösartige Veränderungen des Darms wie das Kolorektale Karzinom können entsprechende Beschwerden teils verbunden mit Blutauflagerungen auf dem Stuhl auslösen. Seltener liegen eine Verengung des Darmausganges (Darmstenose) oder eine Ausstülpung des Mastdarms (Rektozele) vor.

Verwachsungen, die sich in folge von Bauchoperationen gebildet haben, sind unter Umständen für Verstopfungen verantwortlich und können im Ernstfall auch mal einen Darmverschluss verursachen.

Als weitere Ursachen können Hormon- oder Elektrolytstörungen (zum Beispiel Kaliummangel), ein Reizdarmsyndrom oder andere internistische Erkrankungen wie eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), ein Morbus Parkinson, eine Multiple Sklerose oder eine Schilddrüsenerkrankung vorliegen.

Es sollte auch immer bedacht werden, dass sogenannte funktionelle Darmentleerungsstörungen vorliegen können, das heisst, es kann trotz umfassender diagnostischer Maßnahmen keine krankhafte Ursache gefunden werden.

Diagnose

Zunächst werden im Gespräch mit dem Arzt die Beschwerden analysiert und bereits mögliche Ursachen erfragt. Wichtig ist zu erwähnen, ob Operationen im Bauchraum stattgefunden haben. Auch ob Blutauflagerungen im Stuhl, Erbrechen (besonders von Kot) oder ein Gewichtsverlust auffällig waren, sind wichtige Informationen. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird neben dem Abtasten (Palpation) und Abhören (Auskultation) des Bauches eine rektale Untersuchung durchgeführt, um bereits hier Passagehindernisse auszuschließen. Zudem kann kontrolliert werden, ob Analfissuren, äußere Hämorrhoiden oder ob sich Blutauflagerungen auf dem Stuhl befinden. Verstecktes, also nicht sichtbares (okkultes) Blut im Stuhl, als Hinweis auf Blutungen im Magen-Darm-Trakt, kann mittels einer speziellen Untersuchung einer Stuhlprobe (Hämoccult-Test) nachgewiesen werden. Ergänzend kann eine Blutuntersuchung zur Kontrolle der Elektrolyt-, Schilddrüsenwerte und des Blutbildes durchgeführt werden.

Ein Bauchultraschall (Abdomensonographie) kann Hinweise auf Erkrankungen im Bereich des Bauchraumes liefern und sollte bei entsprechendem Verdacht durchgeführt werden.

Aufschluss darüber, ob bösartige Veränderungen des Darmes (Kolonkarzinom, Rektumkarzinom), Entzündungen, Verengungen oder Ausstülpungen der Darmwand (Divertikulose) vorliegen, kann eine Darmspiegelung (Koloskopie) geben.

Darüber hinaus kann mit Hilfe einer Sphinctermanometrie gemessen werden, ob eine Druckerhöhung des Afterschließmuskels ursächlich für die Verstopfung ist.

Wird der konkrete Verdacht einer Erkrankung erhoben, kommen Spezialuntersuchungen wie die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT) und der Kolon-Kontrasteinlauf mit Röntgenuntersuchung zum Einsatz.

Ergänzend sollte, falls keine Ursachen gefunden werden, eine umfassende gynäkologische oder urologische Untersuchung in Erwägung gezogen werden.

Therapie und Behandlung - Was tun?

Um eine Verstopfung zu beseitigen, sollte man zunächst auf sanfte Maßnahmen zurückgreifen. Liegen behandlungsdürftige Erkrankungen vor, müssen diese therapiert werden.

Die Trinkmenge sollte individuell ausreichend und die Ernährungsauswahl abwechslungsreich und ballaststoffreich gestaltet sein. Es bieten sich Vollkornprodukte, probiotischer Joghurt, frisches Gemüse und Obst (ausgenommen Bananen) an. Darüber hinaus sollte auf ausreichend körperliche Bewegung geachtet werden.

Sind trotz dieser Umstellung unterstützende Maßnahmen erforderlich, besitzen die sogenannten Hausmittel einen hohen Stellenwert. Hierbei kann unter anderem zwischen Floh- oder Leinsamen, Milchzucker, Sauerkraut und Trockenobst zunächst eine Auswahl getroffen werden.

Sollte auch dies nicht ausreichen, können Abführtropfen, Zäpfchen, Klistiere oder Einläufe Abhilfe schaffen, die aber stets in Absprache mit dem Arzt zum Einsatz kommen sollten. Einnahmefehler können zu schweren Durchfällen (Diarrhoen) führen.

Eine chronische Verstopfung sollte wenn möglich behoben werden, denn das wiederholt starke Pressen kann zu Hämorrhoiden, Analfissuren, zum Rektumprolaps oder auch zu einer Divertikulitis (Entzündung von Darmausstülpungen) führen.

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Weitere Informationen

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Quellen/Redaktion

Autor:

Anja Brezger

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

G.Herold und Mitarbeiter: Innere Medizin, 2013, Seite: 443 ff.

S.Gesenhues, R.H.Ziesché, A.Breetholt: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Urban&Fischer, 7.Auflage

Hahn, Johannes-Martin: Checkliste Innere Medizin, 2013, 7.Auflage