Neisseria
Die Bakterien der Gattung Neisseria aus der Familie Neisseriaceae sind annähernd kugelförmig und treten meist paarweise auf (Diplokokken). Sie benötigen Sauerstoff zum Leben. Vor allem zwei Arten dieser Gattung sind Krankheitserreger des Menschen. Neisseria gonorrhoea (Gonokokkus) ist der Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhö, und Neisseria meningitidis (Meningokokkus) ruft Hirnhautentzündung (Meningokokken-Meningitis) hervor.
Die Gonokokken können sich mithilfe von bestimmen Eiweißen (Opa-Proteinen) und Haftstrukturen (Haftpili) an die Oberfläche der Schleimhautzellen insbesondere des Harn- und Geschlechtsapparats anheften und die Zellen durch weitere Bestandteile ihrer eigenen Oberfläche schädigen.
Die Gonorrhö ist eine weltweit verbreitete Krankheit, die nur beim Menschen vorkommt. Sie ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten und kann vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftreten. Die Inkubationszeit liegt bei 1 bis 14 Tagen. Der Patient ist ansteckend, solange die Infektion mit oder ohne Symptome vorhanden ist. Die Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden. Man geht davon aus, dass die Infektion 24 Stunden nach der Gabe eines wirksamen Antibiotikums beseitigt ist.
Die Meningokokken besiedeln die Nasen-Rachen-Schleimhaut des Menschen. Sie haben eine Kapsel aus Polysacchariden, die jeweils unterschiedlich zusammengesetzt ist. Anhand dieser Kapselzusammensetzung werden die Meningokokken in 12 verschiedene Serogruppen mit weiterer Unterteilung in Feintypen unterschieden. Für die Erkrankung sind seltene, besonders krankmachende (hypervirulente) Stämme verantwortlich, die die Schleimhautbarriere überwinden können. Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt übertragen. Die Inkubationszeit kann zwischen 2 und 10 Tagen liegen.
Auch Meningokokken-Erkrankungen sind weltweit verbreitet. In Deutschland werden sie überwiegend durch Bakterien der Serogruppe B und C verursacht, andere Serogruppen sind selten. Man kann in jedem Alter daran erkranken, jedoch insbesondere Kinder im 1. und 2. Lebensjahr sowie Jugendliche. Die Patienten gelten in der Zeit von 7 Tage vor dem Auftreten der Symptome bis 24 Stunden nach Beginn einer erfolgreichen Antibiotikabehandlung als ansteckend. Gegen manche Serogruppen sind Impfstoffe verfügbar.
Neisseria: Inhaltsverzeichnis
Krankheiten
Gonokokken
Die Erreger der Gonorrhö werden nur durch direkten Schleimhautkontakt übertragen, also beispielsweise beim Geschlechtsverkehr oder bei der Geburt. Die Gonokokken können in die Schleimhäute der weiblichen und männlichen Harn- und Geschlechtsorgane, des Mastdarms (Rektum), der Bindehäute und anderer Bereiche eindringen und dort eitrige Entzündungen hervorrufen, die mit starkem Ausfluss aus der Harnröhre oder der Scheide einhergehen können. Die Infektionen können aufsteigen und weitere Organe befallen. Bindehautentzündungen durch Gonokokken können zur Erblindung führen. Manche Gonokokkentypen können sich auch über den Blutkreislauf im Körper ausbreiten, was unter anderem Gelenkentzündungen (akute Polyarthritis) hervorrufen kann. Auch symptomlose Infektionen können auftreten. Die Gonorrhö kann zu Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit führen.
Bei Männern können auch Prostata, Nebenhoden sowie Samenblase und Samenleiter ebenfalls betroffen sein. Bei Frauen kann es zu Eileiterentzündung (Salpingitis), Bauchfellentzündung (Peritonitis)und der Infektion des gesamten Beckens kommen. Gonokokken können auch die Schleimhaut im Mastdarm (Rektum) oder Rachen (Pharynx) befallen. In der Schwangerschaft kann Gonorrhö zu Frühgeburten oder Fehlgeburten und durch Ansteckung bei der Geburt zu einer eitrigen Bindehautentzündung beim Neugeborenen (Ophthalmia neonatorum) führen. Wenn Kinder an Gonorrhö erkranken, kann der Verdacht auf sexuellen Missbrauch bestehen.
Meningokokken
Meningokokken-Erkrankungen verlaufen überwiegend als eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis). In vielen Fällen kommt es auch zu einer Blutvergiftung (Sepsis), die mit einer schweren Form des septischen Schocks (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom) einhergehen kann.
Meningokokken-Erkrankungen können nach einer kurzen Phase mit unspezifischen Symptomen im Nasen-Rachen-Raum sehr plötzlich mit Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Schwindel und schwerstem Krankheitsgefühl beginnen und innerhalb von wenigen Stunden lebensbedrohlich werden. Unter anderem treten bei einer Meningitis auch Erbrechen und Nackensteifigkeit und bei einer Sepsis großflächige Hauteinblutungen auf, weiterhin kann es zu Koma und Organversagen kommen. Verschiedene Komplikationen und Spätfolgen sind ebenfalls möglich. Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung muss der Patient sofort ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Vorbeugung Neisseria
Gonokokken
Zur Verringerung der Ansteckungsgefahr wird die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr empfohlen. Bei Gonorrhö im Rachen ist allerdings auch eine Übertragung über den Mund möglich. Schwangere mit Gonorrhö sollten vor der Geburt behandelt werden, damit die Erkrankung nicht auf das Neugeborene übertragen wird.
Infektionen mit Gonokokken sollten so früh wie möglich behandelt werden, deswegen sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn Symptome auftreten, bei denen es sich um Gonorrhö handeln könnte. Sexualpartner sollten ebenfalls untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, auch wenn sie keine Symptome haben.
Meningokokken
Es stehen mehrere Meningokokken-Impfstoffe zur Verfügung. Für Kinder ab einem Jahr ist seit 2006 die Impfung gegen die Gruppe C empfohlen. Weiterhin gibt es Vierfach-Impfstoffe gegen die Serogruppen A, C, W und Y.
Bei engem Kontakt zu an Meningokokken erkrankten Patienten müssen strenge Hygienemaßnahmen eingehalten werden, eventuell einschließlich Atemschutz. Personen mit engem Kontakt zu Erkrankten sollten vorbeugend eine Behandlung mit Antibiotika (Chemoprophylaxe) und eine Schutzimpfung erhalten, falls ein Impfstoff gegen die betreffende Serogruppe verfügbar ist.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Krankheitserreger von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart, 13. Auflage 2014