Rheuma

Rheuma

Die Krankheiten des rheumatischen Formenkreises sind vielfältig und unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander. Allerdings gibt es unter den verschiedenen Rheumaerkrankungen auch Gemeinsamkeiten, welche die Erkrankungen kennzeichnen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie in Schüben auftreten und Schmerzen, sowie Funktionsstörungen des Bewegungsapparates hervorrufen.

Zu dem rheumatischen Formenkreis zählen viele Krankheiten, welche in einzelne Unterkategorien eingeordnet werden können.

  • Es gibt die entzündlichen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, hierzu gehören die rheumatoide Arthritis und die Spondylitis ankylosans.
  • Außerdem gibt es degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenveränderungen, zu diesen gehören Arthrosen und Spondylosen.
  • Des Weiteren gibt es entzündliche und nichtentzündliche rheumatische Krankheiten der Weichteile (sog. „Weichteilrheumatismus„).
  • Hinzu kommen noch die systemischen Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen (Kollagenosen, Vaskulitiden), sowie bestimmte Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht).

Rheuma: Inhaltsverzeichnis

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Überblick

Der Begriff Rheuma bezeichnet in Fachkreisen kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern eine Vielzahl an Erkrankungen, welche dem sogenannten Rheumatischen Formenkreis zugeordnet werden. Bei rheumatischen Erkrankungen stehen Beschwerden an Gelenken und am Stütz- und Bewegungsapparat im Vordergrund.

Neben den Gelenken können somit auch Knochen, Muskeln und Sehnen beteiligt sein. Zusätzlich können abhängig von der konkreten Erkrankung auch Innere Organe, das Nervensystem und die Haut in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu den Hauptsymptomen gehören Schmerzen und eine Einschränkung der Beweglichkeit und damit der Funktionsfähigkeit betroffener Gelenke. Die Krankheitsverläufe und der Beginn sind bei den Betroffenen sehr variabel und von vielen Faktoren abhängig. Rheumatische Erkrankungen können sowohl in der Kindheit auftreten oder sich erst im Erwachsenenalter manifestieren. Zumeist handelt es sich dabei um entzündliche Systemerkrankungen mit Fehlsteuerung des eigenen Immunsystems (Autoimmunreaktionen). Häufig zeigen sich rheumatische Erkrankungen als chronische Prozesse und sind lebenslange Begleiter. Es sind durchaus schwerwiegende und auch lebensbegrenzende Verläufe möglich. Wichtig ist daher eine zeitige Diagnosestellung um die Erkrankung frühestmöglich eindämmen und eine Therapie einleiten zu können. Die Vielfältigkeit der rheumatischen Erkrankungen erfordert die genaue Abgrenzung untereinander und fällt durch ähnliche Symptome oftmals schwer.

Unterschieden werden heute 4 große Gruppen rheumatischer Erkrankungen. Zum einen gibt es die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, hierzu zählen Gelenkentzündungen (Arthritis) unterschiedlicher Ursachen. Durch Abnutzung und Verschleiß können die sogenannten degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen ausgelöst werden, die Arthrose ist ein typischer Vertreter. Sind nicht die Knochen und Gelenke der Hauptsymptomverursacher so spricht man von Weichteilrheumatismus. Bei dem Vertreter Fibromyalgie treten Schmerzen häufig in Muskeln oder Muskelansätzen auf. Zum anderen können Stoffwechselerkrankungen rheumatische Beschwerdebilder hervorrufen. Der Knochenschwund (Osteoporose) und die Gichtarthritis sind typische Beispiele dieser Untergruppe.

Zu den entzündlichen Formen des Rheumas zählen unter anderem die Rheumatoide Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt. Diese Erkrankung zeigt häufig zu Beginn Veränderungen mit Schwellung und Entzündung der Hand- und Fingergrundgelenken sowie folgenden Funktionseinschränkungen. Die Rheumatoide Arthritis ist wegen der zum Teil sehr schwerwiegenden Verläufe eine möglichst frühzeitig auszuschließende rheumatische Erkrankung. Sogenannte Spondylarthropathien wie der Morbus Bechterew sind Erkrankungen, welche rheumatische Beschwerden und Veränderungen an der Wirbelsäule verursachen können. Auch in Verbindung mit der Hauterkrankung Schuppenflechte können rheumatische Beschwerdebilder mit Gelenkbefall vorkommen (Psoriasis Arthritis). Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen) wie der Systemische Lupus erythematodes, das Sjögren-Syndrom und die Progressive systemische Sklerose zählen auch zu den rheumatischen Krankheitsbildern. Hierbei stehen zumeist die Reaktionen des Immunsystems auf den eigenen Körper im Vordergrund (Autoimmunreaktion). Wenn Formen von Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) zu rheumatischen Beschwerden führen, können nicht nur Gelenke sondern mehrere Teile des Organismus betroffen sein.

Ursachen Rheuma

Die Ursachen von Rheumatischen Erkrankungen sind zumeist ungeklärt. Jedoch konnten je nach Krankheitsbild bestimmte Auslöser gefunden werden, welche den Ausbruch der Erkrankung begünstigen können. Unter anderem wurden das Rauchen und eine Exposition gegenüber bestimmten Schadstoffen als Risikofaktoren für den Ausbruch einer Rheumatoiden Arthritis benannt. Ein Zusammenhang mit Infektionskrankheiten besteht unter anderem beim rheumatischen Fieber und der Borreliose (Lyme-Arthritis). Erbliche Faktoren konnten ebenfalls mit rheumatischen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden und stellen in besonderen Fällen auch wichtige Diagnosekriterien dar. So wird der Morbus Bechterew als Vertreter der Spondylarthropathien mit dem sogenannten HLA B27 Gen in Verbindung gebracht.

Symptome und Anzeichen

Die ersten Symptome der Rheumatischen Erkrankungen fallen mitunter sehr verschieden aus. Allgemeine Zeichen können Abgeschlagenheit, nächtliches Schwitzen, Morgensteifigkeit oder auch Muskelschmerzen sein. Spezifischere Symptome können beispielsweise Gelenkentzündungen sein, welche sich neben Schmerzhaftigkeit durch Schwellungen der betreffenden Gelenke äußern und sich auf große oder kleinere Gelenke beschränken können. Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen können dabei häufige Begleiter sein. Bei länger andauernder Entzündung können Zerstörungen der Gelenke mit Fehlstellungen, Versteifung und Muskelverkürzungen (Kontrakturen) auftreten. Hautveränderungen können typischer Begleiter beispielsweise der Gelenkentzündung bei Schuppenflechte sein (Psoriasis– Arthritis). Die bei einigen Rheumaerkrankungen zusätzlich auftretenden Organveränderungen können unter anderem das Herz, die Lunge, die Leber, die Nieren, die Augen und Gefäße betreffen.

Diagnose

Neben dem ausführlichen Gespräch und der körperlichen Untersuchung spielen die Blutentnahme mit dem Nachweis von spezifischen Rheumafaktoren, Antikörpern des Immunsystems und anderen unspezifischen Entzündungszeichen eine Rolle. Um Rheumatische Erkrankungen voneinander abgrenzen zu können, sind meist mehrere Untersuchungen notwendig. Zusätzlich können Röntgenuntersuchungen, Ultraschall der Gelenke und Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden. Da Rheumatische Erkrankungen anfangs eher unspezifische Symptome hervorrufen können, ist die Diagnosestellung nicht immer einfach und kann einige Zeit beanspruchen.

Differentialdiagnose

Dadurch Rheumatische Erkrankungen so vielfältig sind, betreffen die Differentialdiagnosen sämtliche Erkrankungen am Bewegungsapparat, welche ähnliche Symptome hervorrufen. Damit eine effektive und schnelle Therapie begonnen werden kann, müssen schwerwiegende Erkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis zeitnah ausgeschlossen beziehungsweise festgestellt werden.

Therapie und Behandlung

Ist die Diagnose der Rheumaerkrankung gesichert, sollte umgehend mit der Therapie begonnen werden um das Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern. Eine ursächliche Therapie ist bei den meisten rheumatischen Erkrankungen nicht möglich. Das Behandlungskonzept des Rheumatikers ist umfassend und individuell angepasst. Physikalisch sollte mit Hilfe von Physiotherapie und Ergotherapie Verkürzungen von Muskeln und Sehnen und Gelenksteife vorgebeugt werden. Ein wichtiger Teil der Therapie erfolgt medikamentös (Immunsuppression, Schmerz- und Entzündungshemmer). Chirurgische Eingriffe können erkrankungsabhängig bei schweren Verläufen notwendig werden, auch künstlicher Gelenkersatz ist zum Teil eine Behandlungsoption. Sehr wichtig ist für die Betroffenen der Erhalt der Lebensqualität und Selbstständigkeit. Rehabilitationsmaßnahmen und Schulungen sowie die Organisation in Selbsthilfegruppen sind wichtige Integrationsbausteine der umfassenden Behandlung. Unter der entsprechenden Therapie können rheumatische Erkrankungen eingedämmt, die Lebensqualität der Patienten erhalten und eine schnelle Verschlechterung verhindert werden.

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Übersicht: Alle Krankheiten von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Anja Winderlich

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln

Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter, Berlin