Hodenkrebs

Synonyme: Hodenkarzinom, Hodentumor, Nichtseminom, Seminom
Hodenkrebs, Hodenkarzinom, Hodentumor, Nichtseminom, Seminom

Der Hodentumor ist die häufigste Krebserkrankung des jungen Mannes und geht in der Regel von den Keimzellen des Hodens aus (germinale Tumore). Aus diesen Keimzellen können sich verschiedene Arten von bösartigen Wucherungen bilden, welche als reine Form oder als Mischform vorkommen.

Am häufigsten ist das Seminom. All die anderen und gemischten Tumore werden in der Gruppe der Nichtseminome zusammengefasst. Diese Gruppierung hat therapeutische Konsequenzen, da reine Seminome andersartig als Nichtseminome behandelt werden. Neben den Keimzelltumoren gibt es noch eine kleine Gruppe von Geschwülsten aus anderen Ursprungsgeweben, die zumeist ebenfalls bösartig sind.

Hodenkrebs: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Hodenkrebs

Der Grund der Entartung der Keimzellen ist aktuell noch unklar. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Ausbruch der Krebserkrankung bereits im Mutterleib vorprogrammiert wird. Bekannt sind jedoch verschiedene Risikofaktoren. Ein Tumor im gegenüberliegenden Hoden, eine zu hohe Lage des Hodens (Maldeszensus), ein Bauchhoden (Kryporchismus), eine angeborene Leistenhernie oder ein Hodentumor bei erstgradigen Verwandten begünstigen die Entstehung.

Symptome und Anzeichen

Das meist erste bemerkbare Symptom ist ein schmerzlos verhärtetes Areal und Schwellung eines Hodens. Im Verlauf kann es dann zu einem unangenehm ziehenden Schmerz in der Leistenregion kommen. Bei Hodentumoren, die bestimmte Hormone ausschütten, ist es möglich, dass sich die männliche Brust verweiblicht (Gynäkomastie). Schnell wachsende Tumoren können Spannungsschmerzen erzeugen. Im Falle einer Streuung (Metastasierung) des Tumors, können die angrenzenden Lymphknoten verdickt sein. Das Nichtseminom streut im Vergleich zum reinen Seminom öfters. Häufig sind dabei Rückenschmerzen oder Verdrängungsprobleme wie beispielsweise eine Harnleiterkompression mit Stauungsniere, die durch befallene Lymphknoten im hinteren Bauchraum bedingt werden. Metastasen, die sich über die Blutbahn im Körper ausbreiten, entstehen meist erst nach dem Befall der Lymphknoten. Sehr häufig metastasiert der Hodentumor in die Lunge, was zu unproduktivem Husten oder Bluthusten führen kann. Prinzipiell kann allerdings jedes Organ befallen werden, wobei die Tumorabkömmlinge dort je nach Lokalisation ortsspezifische Beschwerden hervorrufen.

Diagnose

Die Tastuntersuchung des Hodens mit dem Ergebnis eines schmerzlos verhärteten Areals und einer Schwellung sowie eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung sind richtungsweisend. Untersuchungen des Blutes mit Erhöhung der Tumormarker AFP, beta-HCG und LDH sind ebenfalls starke Hinweise auf einen Hodentumor. Hier gilt allerdings, dass Seminome oft keine Veränderung der Tumormarker nach sich ziehen, Nichtseminome jedoch immer. Deshalb schließen negative Tumormarkerspiegel eine Krebserkrankung niemals aus. Liegt ein hochgradiger Verdacht vor, wird der betroffene Hoden entfernt (inguinale Ablatio testis, Hodenfreilegung) und am anderen, gegenüberliegenden Hoden eine Gewebeprobe entnommen. Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose durch die mikroskopische Untersuchung, wird eine Computertomographie von Brustkorb und Bauchraum angefertigt, damit eventuell befallene Lymphknoten oder Organmetastasen entdeckt werden können.

Differentialdiagnose

Eine Entzündung des Hodens oder des Nebenhodens muss ausgeschlossen werden. Ebenso eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit (Hydrozele), eine Hodenverdrehung (Hodentorsion) oder ein Rückstau von Samenflüssigkeit (Spermatozele) im Hoden, welche alle auch eine einseitige Hodenschwellung auslösen können.

Therapie und Behandlung

Letzter diagnostischer Schritt und sogleich auch erste Therapiemaßnahme ist die Entfernung des betroffenen Hodens. Die Entfernung eines einzelnen Hodens hat normalerweise keine Folgen für die Zeugungsfähigkeit und die Möglichkeit Geschlechtsverkehr auszuüben. Auf Patientenwunsch kann zudem eine Hodenprothese eingesetzt werden. Müssen allerdings beide Hoden aufgrund eines Tumorbefalls entfernt werden, ist die Zeugungsfähigkeit nicht mehr gegeben. Aus diesem Grund ist im Vorfeld über die Option des Einfrierens von Samenflüssigkeit nachzudenken (Kryokonservierung von Sperma).

Je nach Ausmaß des Tumors und feingeweblichem Aufbau werden Bestrahlungen und/oder Chemotherapeutika eingesetzt um die Tumorzellen abzutöten. Da das Seminom sehr strahlensensibel ist, wird dieses oft nur bestrahlt, während man bei Nichtseminomen in der Regel immer mit Chemotherapie behandelt und zusätzlich die Lymphknoten im Bauchraum entfernt.

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Weitere Informationen

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Quellen/Redaktion

Autor:

Jeremias Götschke

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

AllEx 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Taschenlehrbuch Urologie, Thieme, 14. Auflage

Urologie, Springer, 4. Auflage