Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Synonyme: Pankreaskarzinom
Bauchspeicheldrüsenkrebs, Pankreaskarzinom

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist überwiegend eine Krebsart des höheren Lebensalters und gehört eher zu den seltenen Krebserkrankungen. Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen. Am Anfang der Erkrankung Pankreaskarzinom bestehen oft keine oder nur geringe, unspezifische Beschwerden, so dass die Diagnose oft erst spät gestellt wird. Da die Erkrankung zudem früh und aggressiv in andere Organe streut, hat sie die niedrigste Überlebensrate unter allen Krebserkrankungen in Deutschland.

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist eine der größten Drüsen unseres Körpers und erfüllt gleich zwei unterschiedliche, wichtige Aufgaben. Zum einen produziert sie Verdauungssäfte (Verdauungsenzyme), die für die Zerkleinerung der Nahrung im Darm sorgen, zum anderen bildet sie die Hormone Insulin und Glukagon, die unseren Blutzuckerspiegel regulieren. 95% der Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankungen entstehen durch bösartige Umwandlung von Zellen, die die Drüsenausführungsgänge des verdauungsenzymbildenden Teils auskleiden (exokrines Pankreaskarzinom); nur 5% gehen von den hormonbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse aus (endokrines Pankreaskarzinom).

Der Begriff Krebs steht für eine bösartige (maligne) Geschwulst (Tumor), die die Fähigkeit hat, in benachbartes Gewebe einzubrechen und dieses zu zerstören. Vom Tumor können sich Zellen ablösen und über die Blut- oder Lymphbahnen in andere Organe streuen und dort zur Bildung weiterer Tumoren (Metastasen) führen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom): Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Die eigentliche Ursache des Pankreaskarzinoms ist unbekannt. Als begünstigende Risikofaktoren für seine Entstehung gelten ein hoher Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht sowie der Verzehr geräucherter und gegrillter Speisen. Aber auch erbliche Veranlagungen und eine langjährige chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung können eine Rolle spielen.

Symptome und Anzeichen

Symptome treten meist erst spät auf und sind oft unspezifisch wie Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen und Druckgefühl im Oberbauch. Alle diese Beschwerden können auch in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen des Verdauungssystems auftreten. Anhaltende Bauch- und Rückenschmerzen und auffälliger Gewichtsverlust können Anzeichen eines Pankreaskarzinoms sein. Wächst der Tumor in den benachbarten, ableitenden Gallengang ein, staut sich die Gallenflüssigkeit, tritt vermehrt ins Blut über und lagert sich im Körper ab. In der Folge kann es zur Gelbfärbung von Haut und Augen (Ikterus), Braunfärbung des Urins und Juckreiz der Haut kommen. Durch Störung der Fettverdauung können übelriechende, helle, schmierige oder glänzende Stühle (Fettstühle) auftreten. Selten kann es zu Störungen der Insulinproduktion mit Anzeichen einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kommen.

Diagnose

Zur Klärung eines Tumorverdachts stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung wie Ultraschall (Sonographie), auch als Endosonographie, die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspin) und die Endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie (ERCP). Wird ein Pankreaskarzinom diagnostiziert, wird im Blut der Tumormarker CA 19-9 bestimmt. Sein Wert dient der Verlaufskontrolle und der Beurteilung des Ansprechens auf die Therapie. Die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) und ihre Untersuchung durch einen Pathologen kann zeigen von welchen Gewebsstrukturen der Bauchspeicheldrüse der Tumor ausgeht und wie bösartig er ist.

Die Ergebnisse aller Untersuchungen ermöglichen eine Einschätzung der Ausdehnung, Art und Aggressivität des Tumors als Grundlage für die Therapieplanung.

Therapie und Behandlung

Wird der Bachspeicheldrüsenkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, kann durch eine Operation Hoffnung auf Heilung bestehen (kurative Therapie). Der Umfang der Operation kann von einer Teil- bis zur Komplettentfernung des Pankreas reichen und kann auch angrenzende Organe mit einbeziehen. Eine anschließende Chemotherapie kann die Heilungschancen verbessern und einem Rückfall (Rezidiv) vorbeugen oder diesen verzögern. Dabei werden Zytostatika eingesetzt; das sind Medikamente, die die Teilung von Zellen hemmen und sie damit absterben lassen.

Ist der Tumor jedoch schon weit fortgeschritten und hat bereits metastasiert, kann eine Operation die Heilungschancen nicht mehr verbessern. Die Therapie hat in diesen Fällen das Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität und Überlebenszeit zu verbessern (palliative Therapie). So kann der Einsatz einer Chemotherapie die weitere Ausbreitung des Tumors hemmen. Eventuell kann es auch sinnvoll sein, diese mit einer zielgerichteten Therapie (Targeted Therapy) zu kombinieren. Dabei handelt es sich um eine neue Art der Behandlung, bei der Wirkstoffe eingesetzt werden, die gegen ganz bestimmte, individuelle Eigenschaften eines Tumors gerichtet sind. Weitere Behandlungen können unterstützend eingesetzt werden (Supportivtherapie). Eine wichtige Bedeutung kommt dabei der Schmerzbehandlung zu. Diese erfolgt in der Regel nach einem von der Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelten Stufenschema, bei dem die medikamentöse Therapie von einfachen Schmerzmitteln bis hin zu Opioiden stufenweise der Stärke der Schmerzen angepasst wird. Ist auf diesem Wege keine annehmbare Schmerzlinderung zu erreichen oder bestehen starke Nebenwirkungen, kann die Schmerzweiterleitung auch in den Nerven oder im Rückenmark direkt blockiert werden. Bei schmerzhaften Knochenmetastasen kann auch eine Strahlentherapie in Betracht kommen. Häufig auftretende Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit und Erbrechen können medikamentös behandelt werden. Appetitlosigkeit kann zu Mangelernährung und Gewichtsverlust führen und eine spezielle Anpassung der Ernährung erfordern. Häufig beansprucht der Tumor jedoch sehr viel Energie und es kommt zu starken Gewichtsverlusten (Tumorkachexie), die durch die Ernährung nicht mehr aufzufangen sind; dann kann es notwendig sein, diese durch eine hochkalorische Nahrung zu ergänzen. Behindert der Tumor den Abfluss der Galle, kann ein Stent oder ein operativer Eingriff notwendig sein, um den Abfluss wiederherzustellen. Störungen der Blutzuckerregulation können eine Insulintherapie erfordern.

Selbsthilfegruppen und psychoonkologische Beratungsangebote können Betroffenen und Angehörigen Hilfestellungen im Umgang mit den seelischen und sozialen Auswirkungen der Erkrankung geben.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Monika Hilgert

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2014

Harrisons: Innere Medizin: ABW Wissenschaftsverlag, 2006

Wolff, Weihrauch: Internistische Therapie 2014/2015 . Urban & Fischer in Elsevier (Verlag), München 2014

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom