Autismus
Autismus ist eine psychische Erkrankung, die mit Verhaltensstörungen einhergeht und meist schon in der Kindheit auftritt. Betroffen ist die Fähigkeit zur sozialen Interaktion, die sich nur schlecht entwickelt. Außerdem zeigen an Autismus erkrankte Menschen häufig sich wiederholende Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten, von denen sie gar nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten abweichen können.
Da es verschiedene Unterformen von Autismus gibt, die teilweise unterschiedliche Symptome zeigen, werden die autistischen Krankheitsbilder heute als Autismus-Spektrum-Störungen bezeichnet. Einige Formen gehen auch mit Entwicklungsstörungen außerhalb der sozialen Fähigkeiten einher. Die wichtigsten Formen des Autismus sind der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom), das Asperger Syndrom und die desintegrative Störung des Kindesalters.
Autismus: Inhaltsverzeichnis
Ursachen Autismus
Die Ursachen sind häufig unklar. Eine genetische Komponente ist sehr häufig vorhanden, gut erforscht ist die genetische Veränderung als Ursache für das Kanner-Syndrom (Unterform des Autismus). Andere Ursachen können ein frühkindlicher Hirnschaden sein und eine Unterentwicklung des Kleinhirns sein. Außerdem können verschiedene Einflüsse während der Schwangerschaft zur Entwicklung eines Autismus beitragen. Dazu gehören die Röteln-Infektion, der Alkoholmissbrauch und die Einnahme von verschiedenen Medikamenten (Valproinsäure, Misoprostol oder Thalidomid).
Symptome und Anzeichen
Alle den Autismus-Spektrum-Störungen zugeordneten Krankheitsbilder zeichnen sich vor allem durch zwei dominierende Probleme aus. Erstens zeigen Patienten Störungen in der Entwicklung sozialer Fähigkeiten. Selbige zeigen sich beispielsweise in fehlendem Blickkontakt und fehlender Zuwendung zur Mutter.
Zweitens zeigen Autisten auffällige Verhaltensmuster, die sich meistens wiederholen. Sie leiden an Veränderungsangst, brauchen also eine möglichst gleichbleibende Umwelt.
Weitere psychische Symptome können ein auffälliger Umgang mit Spielzeug sein, außerdem Selbstverletzungen, Abkapselung und eine verzögerte Sprachentwicklung.
Krampfanfälle, zu niedriger Blutdruck und wiederholtes Erbrechen können auftreten, wenn der Autismus mit weiteren Erkrankungen einhergeht.
Es gibt auch messbare Veränderungen, wie ein beschleunigtes Wachstum des Kopfes. Ein zu geringes oder zu ausgeprägtes Gewicht kann vorliegen, da auch das Essverhalten gestört sein kann.
Häufig sind Patienten mit Asperger-Syndrom in einem oder mehreren Bereich besonders intelligent, während auf der anderen Seite Koordinationsstörungen und andere Entwicklungsverzögerungen in der Beweglichkeit auftreten können.
Diagnose
Die Diagnose wird klinisch gestellt und sollte durch ein erfahrenes Team erhoben werden. Vermutet werden sollte eine autistische Störung bei Patienten mit Auffälligkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion. Außerdem sind sich wiederholende Verhaltensmuster ein Hinweis auf Autismus. Häufig sind solche Verhaltensmuster für die Umwelt sinnlose Reaktionen.
Es gibt Fragebögen, die verwendet werden können. Wichtig ist eine genau Befragung der Bezugspersonen nach dem Verhalten der Patienten. Andere Erkrankungen mit entsprechenden Symptomen sollten ausgeschlossen werden. Ist einmal die Diagnose gestellt, sollte eine DNA Analyse durchgeführt werden. Veränderungen der DNA können bei der weiteren Planung von Schwangerschaften für Eltern eine große Rolle spielen. Außerdem kann die Therapie an den Befund angepasst werden.
Bei weiteren Symptomen wie Müdigkeit, zu niedrigem Blutdruck, wiederholendem Erbrechen und Krampfanfällen sollten weitere Untersuchungen, zum Beispiel Blutuntersuchungen, erfolgen. Außerdem sollten bei Krampfanfällen auch weitere neurologische Untersuchen stattfinden, vor allem die Hirnstrommessung (Elektroenzephalogramm).
Differentialdiagnose
Psychischer Hospitalismus, Oligophrenie, Sprachentwicklungsstörungen, Spätentwickler, Hörstummheit, Schizophrenie, RETT-Syndrom, Fragiles X-Syndrom, Mutismus, Savant-Syndrom, Tic-Störungen
Therapie und Behandlung
Die Therapie sollte individuell nach den spezifischen Stärken und Schwächen der Patienten ausgerichtet werden. In der Regel ist ein großes Team beteiligt, bestehend beispielsweise aus Kinder-Neurologe, Kinder-Psychiater, Psychologe, genetischem Berater, Sprachtherapeut und Sozialarbeiter.
Dementsprechend findet vor allem eine Verhaltenstherapie, Sprachtherapie und Musik- und Spieltherapie statt. Die Eltern sollten entsprechend ausgebildet werden, Förderungen der kindlichen Entwicklung sollten zur Verfügung stehen. Je nach Alter der Patienten und Schwere der Erkrankung müssen besondere Unterbringungsmaßnahmen (spezielle Kindergärten, Heimplätze für Erwachsene) erfolgen.
Begleitende Erkrankungen wie Krampfanfälle und Erbrechen können medikamentös behandelt werden. Medikamente gegen Autismus stehen nicht zur Verfügung, können aber gegebenenfalls zur Symptomlinderung eingesetzt werden. Diese Möglichkeit ist aber nur individuell gegeben und sollte von erfahrenen Therapeuten überprüft werden. Vor- und Nachteile sollten genau abgewogen werden, da auf die Psyche einwirkende Medikamente häufig schwere Nebenwirkungen haben.
Besonders wichtig ist ein frühzeitiges Erkennen von Autismus-Spektrum-Störungen und dadurch ein früher Therapiebeginn, da dadurch den Patienten eine gute Chance zur positiven Entwicklung gegeben werden kann. Je nach Schweregrad der Erkrankung können Patienten bei frühzeitiger und gut anschlagender Therapie ohne größere Einschränkungen leben.
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Weitere Informationen
Übersicht: Alle Krankheiten von A bis Z
Quellen/Redaktion
Autor:
Medizinisches Review:
Derzeit in Bearbeitung
Quellen:
Neurologie und Psychiatrie, Für Studium und Praxis 2009/10, Gleixner – Müller – Wirth, Medizinische Verlags- und Informationsdienste – Breisach