Angststörung

Synonyme: Angstneurose
Angststörung, Angstneurose

Bei einer Angststörung handelt es sich um Angstzustände, die ohne eine tatsächliche, reale Bedrohung hervorgerufen werden. Es können akute oder chronische Angstzustände sein, die situationsunabhängig bestehen und den Alltag der Betroffenen stark einschränken. Ein Zusammenspiel von verschiedenen Auslösern führt zur Entstehung der Erkrankung. Sie kann in einem Gespräch mit Hilfe von Frageböden und unter Ausschluss anderer Ursachen diagnostiziert werden. Mit einer meist verhaltenstherapeutisch orientierten, teilweise medikamentös begleiteten Psychotherapie sind die meisten Angststörungen gut behandelbar.

Die Angststörungen werden in unterschiedliche Formen unterschieden, abhängig von dem Auslöser der das Gefühl der Angst hervorruft und wie lange dieses andauert.

  • Phobie: ist eine Angststörung, bei der die Angst durch ganz bestimmte Situationen oder Auslöser hervorgerufen wird. Dabei sind die Auslöser eigentlich ungefährlich, Beispiele sind die Soziale Phobie, die Agoraphobie (= Platzangst; Angst vor bestimmten Orten), Klaustrophobie (Angst in geschlossenen Räumen), und die Spezifischen Phobien wie Höhenangst oder Flugangst.
  • Frei flottierende Ängste: bei dieser Form der Angststörung treten Ängste spontan, ohne bestimmte Auslöser auf. Zu den frei flottierenden Ängsten gehören die generalisierte Angststörung und die Panikstörung.
  • Generalisierte (allgemeine) Angststörung: Die Angstzustände zeichnen sich durch ausgeprägte Furcht und schwere Sorgen aus und treten in ganz unterschiedlichen Situationen auf. Meist halten sie für mindestens 6 Monate an und sind von starker Furcht und schweren Sorgen gekennzeichnet.
  • Panikstörung, wiederkehrende Panikattacken, episodisch paroxysmale Angst:Panikattacken treten ganz plötzlich und ohne vorhersehbaren Grund auf. Sie können über mehrere Stunden anhalten, belaufen sich aber meist auf einen Zeitraum von 10-30 Minuten.

Angststörung: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Angststörung

Die Angststörungen gehören zu den Erkrankungen die von vielen Faktoren beeinflusst und ausgelöst werden können. Das heißt erst ein Zusammenspiel verschiedener Bedingungen führt zur Entstehung der Krankheit. Auslöser können besonders belastende (traumatische) Erlebnisse sein. Erworbene Ängste können durch Verhaltensstrukturen verstärkt werden (sogenannte Fehlkonditionierung) und den Alltag so immer mehr einschränken. Erbliche Vorbelastung scheint ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung einer Angststörung zu spielen. Weiterhin kann bei Betroffenen ein Ungleichgewicht von Überträgerstoffen im Gehirn (Neurotransmitter), hier vor allem des Serotonins, bestehen.

Symptome und Anzeichen

Es gibt verschiedene Formen der Angststörungen. Zu unterscheiden ist vor allem die akute, plötzlich einsetzende und kurz andauernde Panikattacke, von der chronischen, das heißt als Dauerzustand bestehenden, Form (Generalisierte Angststörung). Bei der Panikattacke (auch episodische, paroxysmale Angst) kommt es wiederkehrend zu starken Angstzuständen, die plötzlich und häufig ohne klar erkennbaren Auslöser auftreten. Diese dauern typischerweise 10-30 Minuten an, während derer die Symptome meist an Intensität zunehmen. Es kommt zu Schweißausbrüchen, Herzrasen, Zittern, Schwindel und eventuell einem Erstickungsgefühl. Belastend kann auch das zum Teil auftretende Gefühl sein nicht wirklich zu existieren oder die Umwelt als irreal wahrzunehmen. Schlimmstenfalls kann es zu wahrhaftiger Todesangst kommen, die sich häufig durch die Angst an einem plötzlichen Herztod oder ähnlichen zu versterben äußert. Auch bei der generalisierten Angststörung, sozusagen der chronischen Form, treten die Symptome situationsunabhängig auf, das heißt es gibt keinen klar benennbaren Auslöser. Sie sind jedoch häufig unterschwelliger und halten über längere Zeit an, teilweise über Wochen bis Jahre. Die generalisierte Angststörung führt vor allem zu starker Schreckhaftigkeit, negativen Vorahnungen und Niedergeschlagenheit. Die Symptome können in unregelmäßigen Abständen und variierender Intensität wieder auftreten. Abzugrenzen von den akuten oderchronischen Angststörungen sind die Phobien. Von einer Phobie spricht man wenn Menschen auf ganz bestimmte Situationen mit unbegründet starker Angst reagieren, weit verbreitet sind hier zum Beispiel Platzangst, die Angst vor öffentlichen Plätzen (Agoraphobie), Flugangst, Höhenangst oder die Angst vor Spinnen.

Diagnose

Mit Hilfe eines ärztlichen oder psychotherapeutischen Gespräches und Zuhilfenahme von standardisierten Fragebögen (z.B. des Beck Angstinventars) kann häufig die Diagnose gestellt werden. Zum Ausschluss anderer Ursachen sollte eine körperliche Untersuchung, eventuell mit neurologischem Schwerpunkt, durchgeführt werden. Zusätzlich sollte im Rahmen einer Blutabnahme das Blutbild bestimmt werden. Ein Elektroenzephalogramm (EEG), das dem Ausschluss einer hirnorganischen Ursache dient, kann ebenfalls durchgeführt werden.

Differentialdiagnose

Zu den Differentialdiagnosen gehören bei den psychischen Erkrankungen eine Depression, eine Panikstörung oder eine Psychose. Organische Ursachen, vor allem Stoffwechselentgleisungen (Blutzucker, Elektrolyte oder Schilddrüsenfunktionsstörung) können ebenfalls zu Angstzuständen führen. Andere Erkrankungen die ähnliche Symptome hervorrufen können sind Blutarmut (Anämie), Tumorleiden oder Herzrhythmusstörungen.

Therapie und Behandlung

Die Behandlung einer Angststörung erfolgt vor allem psychotherapeutisch. Als besonders wirksam hat sich hier die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Diese greift methodisch vor allem auf Konfrontationsbehandlungen und Psychoedukation zurück. Unterstützend kann gegebenenfalls medikamentös therapiert werden. Hier werden Antidepressiva, Benzodiazepine und selten Neuroleptika eingesetzt. Bei starkem Herzrasen können eventuell Beta-Blocker hilfreich sein.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Roxanne Lofredi

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln

Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter, Berlin