Fuchsbandwurm

Synonyme: Echinococcus granulosus, Echinococcus multilocularis, Hundebandwurm
Fuchsbandwurm, Echinococcus granulosus, Echinococcus multilocularis, Hundebandwurm

Die beiden zu den Bandwürmern gehörenden Arten Echinococcus granulosus und Echinococcus multilocularis können die Echinokokkose auslösen, der Kleine oder Gefährliche Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) die zystische Echinokokkose und der Kleine oder Gefährliche Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) die alveoläre Echinokokkose.

Die Ansteckung erfolgt in beiden Fällen über den Mund durch die Aufnahme der Bandwurmeier, die von infizierten Endwirten wie Hunden oder Füchsen, aber auch Katzen mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Larven können dann innere Organe wie die Leber befallen und eine gefährliche Erkrankung hervorrufen. Der Mensch ist für beide Arten ein Fehlwirt anstelle der eigentlichen Zwischenwirte.

Fuchsbandwurm: Inhaltsverzeichnis

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Echinococcus granulosus

Echinococcus granulosus ist weltweit verbreitet, in Europa kommt er vor allem in Osteuropa und Südosteuropa sowie im Mittelmeerraum vor. Die hauptsächlichen Endwirte sind Hunde. Echinococcus granulosus im engen Sinne (sensu stricto) hat Schafe als Zwischenwirt, im weiten Sinne (sensu lato) zählen noch andere Echinococcus-Arten dazu, die Schweine, Kamele oder Rinder als Zwischenwirte haben. Die Echinococcus-Eier können durch damit verunreinigte Nahrungsmittel oder Gegenstände, Hundekot sowie durch Kontakt mit Hunden, an deren Fell Eier haften können, in den Menschen gelangen. Die Inkubationszeit der zystischen Echinokokkose kann mehrere Monate bis viele Jahre betragen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch tritt nicht auf.

Die Eier können in feuchter Umgebung lange überleben und können auch den Winter überstehen. Durch Austrocknung werden sie hingegen schnell abgetötet, durch Hitzeeinwirkung von 75 °C bis 100 °C sterben sie in wenigen Minuten und durch Tiefgefrieren bei -70 °C in vier Tagen ab.

Zur Bekämpfung und Vorbeugung müssen Erkrankungsfälle bei Menschen und Tieren überwacht werden. Die Prophylaxe beinhaltet regelmäßigen Wurmkuren für Hunde und Katzen, die Zwischenwirte gefressen haben könnten und die Behandlung gegen Echinococcus granulosus. Die Bevölkerung muss für einen hygienisch verbesserten Umgang mit Hunden aufgeklärt werden.
Waldfrüchte und Pilze sollten sehr gut gereinigt werden und möglichst gekocht verspeist werden. Insbesondere Jäger sollten im Umgang mit Füchsen unbedingt Handschuhe tragen, da sich die Eier auch im Fell befinden können und unbedingt die Kleidung wechseln und chemisch reinigen! Schlachtabfälle müssen sicher entsorgt, Schafe geimpft und die Populationen streunender Hunde eingedämmt werden.

Echinococcus multilocularis

Echinococcus multilocularis kommt nur auf der nördlichen Erdhalbkugel vor und ist in Europa, Asien und Nordamerika weit verbreitet. In Deutschland ist vor allem Süddeutschland mit Baden-Württemberg und Bayern betroffen, ebenfalls weitverbreitet ist der Fuchsbandwurm in Nordrhein-Westfalen und östlicheren Bundesländern.
In Europa sind außerdem die Nordschweiz, Westösterreich und Süd- und Ostfrankreich betroffen. Füchse sind die hauptsächlichen Endwirte, Hunde und eventuell auch Katzen können ebenfalls Endwirte sein. Nagetiere sind die Zwischenwirte für die Larven. Der Mensch kann sich nach Berührung von infizierten Füchsen, Hunden oder Katzen, an deren Fell die Eier haften können, anstecken, ebenso nach Kontakt mit verunreinigter Erde durch die Aufnahme von an den Händen haftenden Wurmeiern oder durch den Verzehr von mit Wurmeiern verunreinigten Nahrungsmitteln wie zum Beispiel Waldbeeren, Pilzen und Fallobst. Man nimmt an, dass die Inkubationszeit 10 bis 15 Jahre beträgt. Eine Ansteckung durch infizierte Nagetiere oder von Mensch zu Mensch tritt nicht auf.

Ebenso wie die Eier von Echinococcus granulosus können die Echinococcus-multilocularis-Eier lange Zeit lebensfähig bleiben, sind aber gegenüber Austrocknung und Hitze empfindlich.

Zur Bekämpfung und Vorbeugung der alveolären Echinokokkose wird das Auslegen von Ködern für Füchse mit Medikamenten gegen die Fuchsbandwürmer erprobt. Auch bei der alveolären Echinokokkose müssen Erkrankungsfälle bei Menschen und Tieren überwacht werden. Bodennah wachsende Nahrungsmittel müssen gründlich gewaschen und/oder gekocht oder getrocknet werden, Einfrieren bei -20 °C führt nicht zum Absterben der Eier. Nach dem Anfassen von Erde, Schuhen oder Rasen müssen die Hände gewaschen werden. Füchse sollten in Siedlungsgebieten nicht gefüttert werden, und Fuchskot im Garten muss ohne Berührung mit einem Plastiksack aufgenommen und entsorgt werden.

Biologie/Morphologie Fuchsbandwurm

Der erwachsene (adulte) Echinococcus-granulosusBandwurm ist ca. 4 bis 7 mm lang und besteht aus 2 bis 6, typischerweise 3 Bandwurmgliedern (Proglottiden). Er lebt im Dünndarm der Endwirte, also vor allem von Hunden. Die mit bis zu 1500 Eiern gefüllten reifen Endglieder werden mit dem Kot ausgeschieden. Nehmen Zwischenwirte oder Fehlwirte (Zufallswirte) wie der Mensch die Eier über den Mund auf, schlüpfen daraus im Dünndarm die Larven, die durch die Darmwand wandern und über die Blutbahn in die Leber sowie teilweise auch in die Lunge und selten in andere Organe gelangen. Bei der zystischen Echinokokkose bilden sich zunächst kleine Bläschen, später größere Blasen (Zysten, Finnenblasen, Metazestoden oder Hydatiden genannt), die beim Menschen meist 1 bis 15 cm Durchmesser haben. Die mit Flüssigkeit gefüllten Larven-haltigen Blasen werden bei der zystischen Echinokokkose von einer Bindegewebsschicht des Wirts umschlossen. Nach einigen Monaten bilden sich darin Kopfanlagen (Protoskolezes), aus denen sich erwachsene (adulte) Bandwürmer bilden können, wenn fleischfressende Tiere, die als Endwirt dienen, die finnenhaltigen Organe von Schlachttieren oder Beutetieren aufnehmen.

Der erwachsene (adulte) Echinococcus-multilocularis-Bandwurm ist etwas kleiner als sein Verwandter und wird nur 2 bis 4 mm lang. Er besteht aus 2 bis 6, typischerweise 5 Bandwurmgliedern (Proglottiden), die jeweils bis zu 3000 Eier enthalten können. Sein Entwicklungszyklus verläuft ähnlich wie der von Echinococcus granulosus. Als Zwischenwirte dienen hauptsächlich Nagetiere, die Metazestoden können sich aber auch in Menschen sowie Affen, Hausschweinen und Wildschweinen, Hunden und anderen Tierarten bilden. Bei der alveolären Echinokokkose entsteht im Laufe der Jahre nach der Infektion eine Ansammlung von vielen kleinen Zysten in der Leber und das Organgewebe wird zerstört. Der Parasit kann sich wie ein bösartiger Tumor ausbreiten, indem die Bläschen Ausläufer bilden, die das benachbarte Gewebe befallen, oder durch Streuung Fernmetastasen in anderen Organen entwickeln. Der Entwicklungskreislauf schließt sich, wenn infizierte Zwischenwirte mit bereits in den Finnen gebildeten Kopfanlagen von einem Endwirt gefressen werden, in dessen Dünndarm sich dann adulte Bandwürmer entwickeln.

Symptome

Die zystische Echinokokkose kann alle Altersgruppen betreffen. Ihre Ausprägung ist sehr variabel und hängt unter anderem von der Lokalisation der Zyste ab. Symptome treten erst auf, wenn die Zyste nach Monaten oder Jahren so groß geworden ist, dass sie die Organfunktion beeinträchtigt. Meistens befinden sich die Zysten in der Leber, oft auch in der Lunge und seltener in anderen Organen. Ist die Leber betroffen, kann sich dies durch Oberbauchschmerzen äußern. Die Krankheit kann sich von alleine zurückbilden.

An der alveolären Echinokokkose erkranken Kinder und Jugendliche nur selten, am häufigsten sind Personen über 50 Jahre betroffen. Die Erkrankung verläuft anfangs immer ohne Symptome. Erst nach 5 bis 15 Jahren kann sie sich durch Lebersymptome, die denen von Leberkrebs ähneln, äußern, es können zum Beispiel Oberbauchschmerzen, Gelbsucht und Gewichtsverlust auftreten. Die weiteren Symptome sind davon abhängig, in welche anderen Organe sich der Parasit ausbreitet. Die Krankheit kann Wochen bis Jahre dauern. Unbehandelt kann sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod führen.

Diagnose

Die Zysten können durch bildgebende Verfahren nachgewiesen werden, in Kombination damit werden Antikörper-Nachweise durchgeführt.

Therapie

Wenn möglich, werden die Zysten in den vom Parasiten befallenen Bereichen der Organe chirurgisch entfernt. Dadurch kann unter Umständen eine vollständige Heilung erfolgen. Dies ist bei der zystischen Echinokokkose eher möglich als bei der alveolären Echinokokkose. Bei inoperablen Patienten und bei der alveolären Echinokokkose generell wird außerdem eine langfristige medikamentöse Behandlung mit Albendazol oder Mebendazol durchgeführt.

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Weitere Informationen

Übersicht: Alle Parasiten von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Dr. Johanna Schmitt

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

RKI-Ratgeber für Ärzte – Echinokokkose

Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart, 13. Auflage 2014