Zungenbrennen

Synonyme: Burning-Mouth-Syndrom, Glossodynie
Zungenbrennen, Burning-Mouth-Syndrom, Glossodynie

Als Zungenbrennen bezeichnet man eine Empfindungsstörung im Mundraum, die als Brennen der Schleimhaut wahrgenommen wird. Meistens beschränkt sich die Missempfindung auf die Zunge. Allerdings kann sie sich auch auf den kompletten Mundraum ausweiten.

Die Krankheit wird weiter unterteilt in Burning-mouth-syndrome Typ 1 und Typ 2. Das Burning-mouth-syndrome Typ 1 ist dabei eine Erkrankung ohne erkennbare Ursache (idiopathische Krankheit), wobei bei Typ 2 Gründe für die Beschwerden gefunden werden können.

Knapp 5% der Bevölkerung leiden unter Zungenbrennen, wobei Frauen etwa fünf Mal öfter betroffen sind. Meist handelt es sich um Frauen in den Wechseljahren.

Zungenbrennen: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Zungenbrennen

Die Ursachen für das Burning-mouth-syndrome Typ 1 sind sehr vielfältig und nicht endgültig geklärt. Zunächst wurde angenommen, dass es sich um eine rein psychosomatische Erkrankung handelt, bei der psychische Probleme auf Körperteile übertragen und als Schmerz wahrgenommen werden. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass es sich eher um eine neurologische Krankheit handelt, bei der die Nerven irritiert werden. Studien haben belegt, dass der für die Berührungsempfindung zuständige Drillingsnerv (Nervus trigeminus) nachweisbar verändert ist.

So führt Zungenpressen zu einer Missempfindung der oberflächlichen Fasern des Zungennervs (Nervus lingualis). Auch Zähneknirschen (Bruxismus) und Kiefergelenksprobleme (cranio-mandibuläre Dysfunktion) können den Nerv beeinflussen, da er topographisch sehr nah am Kiefergelenkspalt entlang läuft.

Beim Burning-mouth-syndrome Typ 2 können körperliche Ursachen gefunden werden. Die Änderung des Östrogenhaushaltes führt zu einem Abbau der Schleimhaut, was als Grund für die Korrelation mit der Menopause gesehen wird. Viele Allergene können ebenfalls zu einem Zungenbrennen führen. Mangelernährung, beispielsweise durch Vitamin-B-, Zink– oder Eisenmangel, rufen häufig eine Missempfindung im Mund hervor. Des Weiteren kann eine Entzündung der Mundschleimhaut vorliegen, die bakteriell, viral oder durch Pilze induziert wurde. Bestimmte Medikamente verursachen zudem eine Empfindungsstörung.

Symptome und Anzeichen

Das Burning-mouth-syndrome umfasst drei große Symptome:

Der Schmerz auf der Schleimhaut ist dabei immer vorhanden und erstreckt sich vor allem in den vorderen zwei Dritteln der Zunge. Die Schmerzen bestehen meistens beidseits und werden durch scharfe und saure Speisen und Getränke verstärkt.

Etwa 70% der Patienten leiden außerdem unter einer Geschmacksstörung, so dass ein ständiger, metallisch-bitterer Geschmack verbleibt.

Viele Patienten geben zudem auf Nachfrage an, eine Mundtrockenheit zu erleiden. Dieses Symptom ist allerdings eher subjektiv, da die Speicheldrüsen keine Funktionseinschränkung haben und ein gesunder Speichelfluss besteht.

Diagnose

Das Burning-mouth-syndrome ist eine Krankheit nach Ausschlussdiagnostik.

Dabei untersucht der Zahnarzt das Kiefergelenk, um Probleme mit dem Kiefergelenk zu erkennen. Des Weiteren müssen die Lymphknoten getastet werden, die auf etwaige Entzündungen hinweisen können. Der Mundraum muss sehr sorgfältig inspiziert werden, wobei der Zahnarzt auf eine Veränderung der Schleimhaut achtet. Dies könnte ein Anzeichen für eine Entzündung, eine allergische Reaktion oder eine allgemeine Hauterkrankung sein.

Nach dem alle möglichen Krankheiten kritisch hinterfragt wurden und keine zu den Symptomen und dem Befund passt, kann die Diagnose des Burning-mouth-syndromes gestellt werden.

Differentialdiagnose

Bei dieser Krankheit ist es sehr wichtig, alle Differentialdiagnosen abzufragen. Dazu zählen:

  • Schleimhautentzündung
  • Mundtrockenheit
  • Aufstoßen
  • Allergie
  • Mangelernährung
  • Hauterkrankungen, wie Lichen planus
  • Unterkiefer-Bruch

Therapie und Behandlung

Die Therapie des Burning-mouth-syndromes gestaltet sich als sehr schwierig, da es keine Standardtherapie bei idiopathischen Erkankungen gibt. Handelt es sich um Typ 1 gibt es wenige Therapeutika, die einen nachweislichen Behandlunsgseffekt haben. So wird das aus scharfen Lebensmitteln bekannte Capsaicin auf die Schleimhaut aufgetragen. Alternativ kann auch das lokale Betäubungsmittel Lidocain verwendet werden. Bringt auch dies keine Abhilfe, sollte eine neuropsychologische Behandlung angedacht werden. Dort steht eine niedrig-dosierte Behandlung mit dem krampfunterdrückenden Medikament Clonazepam zur Verfügung. Alternativ-medizinisch kann auch Akupunktur probiert werden, das die örtliche Durchblutung steigern soll. Dies ist allerdings noch nicht nachgewiesen. 3% der Patienten heilen spontan aus.

Bei Burning-mouth-syndrome Typ 2 können jedoch körperliche Ursachen gefunden und behandelt werden. Zunächst wird versucht, ein Profil der Ernährungsgewohnheiten zu erstellen. Dabei soll der Patient auch Alkohol und Tabak verzichten sowie eine Zahnpasta ohne Minze nutzen. Saure und scharfe Speisen sollten dabei vermieden werden. Jede Substanz, mit der die Mundschleimhaut in Kontakt kommt, muss kritisch hinterfragt werden. Gegebenenfalls lässt sich so ein potentielles Allergen finden. Auch ein Mangel an Vitamin B, Zink oder Eisen muss ausgeschlossen werden. Einige Medikamente, die eine Mundtrockenheit oder ein Kratzen im Hals auslösen können, sollten umgestellt werden.

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Weitere Informationen

Übersicht: Zahngesundheit von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Valentin Kerkfeld

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Lehrbuch der zahnärztlichen Prothetik, Marxkors, Köln : Dt. Zahnärzte-Verl., 2010