Tollwut

Synonyme: Lyssa, Rabies, Rage, Wutkrankheit
Tollwut, Lyssa, Rabies, Rage, Wutkrankheit

Die Tollwut ist eine durch Viren verursachte Erkrankung, die in den meisten Fällen über den Biss eines infizierten Tieres übertragen wird. Die Viren gelangen über die Bisswunde in das Nervensystem des Betroffenen und lösen schwere neurologische Störungen aus, die praktisch unausweichlich zum Tode führen.

Zu den wichtigsten Symptomen der üblicherweise in drei Stadien verlaufenden Erkrankung zählen Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen, Unruhe, Verwirrtheit, Muskelkrämpfe und eine Abneigung gegenüber Wasser. Der Verlauf mündet in eine Erschlaffung der Muskulatur (Paralyse) und führt über Atemstillstand und Kreislaufversagen letztendlich zum Versterben des Patienten. Die einzig sichere Gegenmaßnahme zur Tollwuterkrankung stellt die prophylaktische Tollwut-Impfung dar. Nach dem Auftreten erster Symptome ist ein tödlicher Ausgang trotz intensivmedizinischer Behandlung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Der Befall von Menschen mit dem Tollwutvirus ist in Deutschland mittlerweile extrem selten, die meisten Infektionen geschehen in Entwicklungsregionen wie Indien und Südostasien.

Tollwut: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Tollwut

Die Tollwut ist mit wenigen Ausnahmen weltweit verbreitet und nutzt vor allem wilde Tiere wie Dachse, Wölfe oder Marderhunde sowie streunende Haustiere als Wirt. In Deutschland ist vor allem der Fuchs betroffen. Der Speichel infizierter Tiere enthält besonders viele Viren, sodass diese bei einem Biss oder beim Belecken von Hautwunden oder Schleimhäuten in den Körper eindringen können. Sehr selten kann das Virus auch durch die Luft, durch Verzehr kontaminierten Fleisches oder durch Organtransplantationen übertragen werden. Das Risiko, nach Aufnahme der Erreger auch wirklich an Tollwut zu erkranken (Infektiosität), ist gering, nur circa 20 Prozent der Infizierten erkranken tatsächlich.1 Jedoch kommt es hierbei maßgeblich auf die Menge der eingedrungenen Viren an. Das Berühren von infizierten Tieren sowie das Belecken von gesunder Haut führen nicht zur Ansteckung.

Symptome und Anzeichen

Die Zeit von Infektion bis zum Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) kann bei der Tollwut von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten reichen.1 Die Stelle des Bisses und die Tiefe der Wunde spielen dabei eine wichtige Rolle. Je näher am Kopf und je tiefer die Wunde, desto kürzer ist die Inkubationszeit. Die Erkrankung verläuft in der Regel in drei typischen Stadien. Betroffene klagen zu Beginn über Schmerzen und Missempfindungen an der Bissstelle, Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber. Im 2. Stadium folgen neurologische Symptome wie Unruhe, Halluzinationen, Verwirrtheit, Muskelzuckungen und -krämpfe sowie ein vermehrter Speichelfluss (Hypersalivation). Ein für die Tollwut ausgesprochen typisches Merkmal ist die Abneigung gegenüber Wasser (Hydrophobie). Trotz eines quälenden Durstgefühls kommt es bei einem Trinkversuch zu Schlundkrämpfen, was das Schlucken unmöglich macht. Das 3. Stadium präsentiert sich mit einer zunehmenden Erschlaffung der Muskulatur (Parese) und einer Lähmung der Hirnnerven. Über die Atemlähmung und das Kreislaufversagen tritt meist innerhalb von 1 bis 3 Wochen der Tod ein.1

Diagnose

Das Virus kann bei infizierten Tieren und Menschen im Speichel oder durch eine Hautprobe nachgewiesen werden. Viel wichtiger ist jedoch die Erhebung eines Verdachtes vor Ausbruch der ersten Symptome. Besteht auch nur der geringste Zweifel an der Gesundheit des Tieres, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Dabei stehen die gründliche Befragung des Patienten (Anamnese) und die Untersuchung und Beobachtung des verdächtigen Tieres durch den Tierarzt für mindestens 10 Tage im Mittelpunkt. Erkrankt das Tier nicht innerhalb dieses Zeitraums, ist es gesund.

Differentialdiagnose

Als mögliche Differentialdiagnosen müssen Erkrankungen ausgeschlossen werden, die ähnliche neurologische Symptome hervorrufen können. Hierzu gehören unter anderem bestimmte Vergiftungen, eine Tetanusinfektion, andere virale Hirnentzündungen, die Kinderlähmung und das Guillain-Barré-Syndrom.

Therapie und Behandlung

Ist die Erkrankung erst einmal ausgebrochen, gibt es keine Therapie, die einen tödlichen Ausgang der Krankheit verhindern könnte. Die wichtigste Maßnahme stellt daher die Prophylaxe durch die Tollwut-Impfung dar. Sie empfiehlt sich besonders für Menschen, die viel mit fremden Tieren zu tun haben (Jäger, Tierärzte) oder oft in entsprechenden Risikoregionen unterwegs sind. Nach einem Biss durch ein tollwütiges Tier sollte die Wunde zunächst gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Anschließend wird eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe durchgeführt, bei der sowohl der gewöhnliche Impfstoff als auch Tollwut-Antikörper gespritzt werden. Geschieht dies innerhalb der ersten 72 Stunden nach Kontakt und vor dem Auftreten erster Symptome, kann der Ausbruch der Erkrankung verhindert werden.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Andreas Wolter

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

1AllEx – Korrigierte elektronische Version Stand 07.10.2013. 1. Auflage 2012. Georg Thieme Verlag, Stuttgart

MSD Manual. 6. deutsche Auflage 2000. Urban&Fischer Verlag, München/Jena