Nasenspray-Sucht

Synonyme: Arzneimittel-Rhinitis, Privinismus
Nasenspray-Sucht, Arzneimittel-Rhinitis, Privinismus

Nasenspray ist ein beliebtes Mittel zur Behandlung der verlegten Nasenatmung beim Schnupfen. Durch Abschwellung der Nasenschleimhäute stellt es die ungestörte Atmung und die Belüftung des Nasenrachens wieder her. Da die oberen Atmungsorgane und das Mittelohr miteinander in Verbindung stehen, wird Nasenspray auch erfolgreich bei Mittelohrentzündungen eingesetzt.

Doch obwohl das Spray in jeder Apotheke rezeptfrei zu erwerben ist, ist bei seiner Anwendung Vorsicht geboten. Gebraucht man es über den empfohlenen Zeitraum hinaus, droht eine Nasenspray-Abhängigkeit mit eventuell irreversiblen Schädigungen der Nasenschleimhaut.

Nasenspray-Sucht: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Nasenspray-Sucht

Nasenspray wird eingesetzt zur Behandlung von Schnupfen oder Mittelohrentzündungen. Die lästige Behinderung der Nasenatmung beruht auf einer Entzündungsreaktion der Nasenschleimhäute. Dieser liegt eine Weitstellung und vermehrte Durchlässigkeit der Nasenschleimhaut-Gefäße zugrunde. Der im Spray enthaltene Wirkstoff (Xylomethazolin oder Oxymethazolin) bewirkt eine Engstellung der Blutgefäße der Nasenschleimhaut. Damit wirkt er effektiv der Entzündungsreaktion im Rahmen eines Schnupfens entgegen, ohne jedoch die Krankheitsursache selbst zu bekämpfen. Es kommt also lediglich zu einer Symptomlinderung, nicht aber zur Bekämpfung der krankheitsverursachenden Erreger.

Empfohlen wird die Anwendung eines Nasensprays bis zu drei Mal täglich mit einer Gesamtdauer von maximal einer Woche. Wird diese Zeitspanne überschritten, so droht der Eintritt eines Gewöhnungseffektes. Lässt die Wirksamkeit eines Hubes Nasensprays nach, kommt es zu einer verstärkten Durchblutung mit folgender Schwellung der Nasenschleimhäute (Rebound Effekt). Dies verleitet zu einer wiederholten Anwendung und ein Teufelskreis entsteht. Langfristig kann es zu einer Abhängigkeit und einer Schädigung der Nasenschleimhaut kommen.

Symptome und Anzeichen

Das erste Anzeichen einer Nasenspraysucht ist das wiederholte Anwenden des Sprays aufgrund des hohen Leidensdrucks. Es kommt zu einem Austrocknen der Nasenschleimhaut mit Borkenbildung und Nasenbluten. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, unter einem chronischen Schnupfen zu leiden. Bei dauerhafter Anwendung kann es sogar zu einer irreversiblen Schädigung der Nase bis hin zum Verlust des Geruchsinns kommen. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Folgen der Sucht. Die erschwerte Atmung bei unterlassenem Gebrauch des Sprays wird als äußert unangenehm empfunden und führt zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Nasenspraysucht sollte ein Arzt konsultiert werden, um eine irreversible Schädigung der Nase zu verhindern. Berichte über eine maßlose Anwendung des Sprays über Monate oder sogar Jahre sind richtungsweisend. Patienten klagen über ein ständiges Trockenheitsgefühl der Nase und verlassen das Haus nicht mehr ohne ihr Spray. Bei der Untersuchung der Nase kann der Arzt eventuell bereits eingetretene Schädigungen der Nase feststellen. Charakteristische Befunde wären Austrocknung, Borkenbildung und ein Gewebsschwund (Atrophie) der Nasenschleimhäute.

Differentialdiagnose

Allergien, chronische Nasennebenhöhlenentzündung (chronische Sinusitis), verkrümmte Nasenscheidewand (Nasenseptumdeviation), vergrößerte Nasenmuscheln, Arzneimittelnebenwirkungen (z.B. Blutdruckmedikamente)

Therapie und Behandlung

Grundsätzlich gilt wie bei jeder Erkrankung oder Sucht, die Entstehung derselben zu vermeiden. Leiden Sie also das nächste mal unter einem lästigen Schnupfen, so sollten Sie nicht unüberlegt zum Spray greifen und dessen Anwendungsdauer und Maximaldosis nicht überschreiten.

Besteht eine Abhängigkeit, sollten Sie sich zur Unterstützung an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt wenden. Bei Absetzen des Sprays können Entzugserscheinungen auftreten, die eventuell bis zu 3 Wochen anhalten. Es gibt jedoch Methoden, welche diese Übergangsphase erleichtern können. Hilfreich ist es zum Beispiel, den Gebrauch des Sprays in den ersten Tagen der Entwöhnung auf ein Nasenloch zu beschränken. Auf diese Weise wird ein Nasenloch entwöhnt, während die Atmung über das andere Nasenloch gewährleistet ist. In Seitenlage öffnet sich bei gleichmäßiger ruhiger Atmung trotz Schnupfen immer das obere Nasenloch.

Alternativ bietet sich die Verdünnung des Nasensprays an. Durch Verdünnung mit zum Beispiel Kochsalzlösung wird eine Dosisreduktion und somit eine schrittweise Entwöhnung erreicht. Weiterhin kann ein Wechsel auf kortisonhaltige Nasensprays erfolgen. Diese sind allerdings rezeptpflichtig und müssen von Ihrem Arzt verschrieben werden.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Simone Lieberknecht

Medizinisches Review:

Melanie Michielin


Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln

Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter, Berlin