AIDS und HIV-Infektion

Synonyme: Erworbenes Immunschwäche-Syndrom, HIV
AIDS und HIV-Infektion, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom, HIV

Die Abkürzung AIDS steht für den englischen Begriff des Acquired Immune Deficiency Syndrome, zu Deutsch erworbenes Immunschwäche-Syndrom, welches eine Kombination von Symptomen beschreibt, die in der Folge einer Infektion mit dem humanen Immunschwäche-Virus (HIV) auftreten. AIDS ist also von der HIV-Infektion an sich abzugrenzen und stellt im Prinzip dessen Spätstadium mit ausgeprägter Symptomatik dar.

Trotz weltweiter Bemühungen zur Aufklärung und Prävention der Ansteckung mit HIV sind die Zahlen Betroffener auf dem Vormarsch und es wurden im Jahr 2012 etwa 34 Millionen Infizierte weltweit geschätzt.1 Davon leben 80 % in Afrika und Südostasien, europäische Länder machen trotz steigender Zahlen vor allem im osteuropäischen Raum einen nur kleinen Anteil aus.1 Die Zahl der in Deutschland lebenden HIV-Infizierten belief sich Ende 2012 auf rund 78000 mit 3000 Neudiagnosen jährlich.1

Zum Übertragungsweg und Infektionsrisiko herrschen viele, durch Angst geschürte Fehlinformationen vor, deren Beseitigung die Bemühung zahlreicher Institutionen und Entwicklungsprogramme ist. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Infektion nur dann möglich ist, wenn eine mit Viren kontaminierte Flüssigkeit die Schutzbarriere von Haut und Schleimhäuten durchdringt und in die Blutbahn des Betroffenen gelangt. Die Möglichkeit der Weitergabe über Schmierinfektion und Atemwege wie bei Darm- und Grippeviren gibt es nicht.

Der Ausbruch der Erkrankung im Sinne des Immunschwäche-Syndroms ist in erster Linie durch das Auftreten von Infektionskrankheiten charakterisiert, die bei gesunden Menschen nie oder nur sehr selten auftreten (opportunistische Infektion). Diese Infektionen betreffen vor allem die Lunge und den Darm, können jedoch am gesamten Körper und in allen Organsystemen auftreten.

Die Diagnose des AIDS geschieht auf der Grundlage des Symptomenkomplexes und kann mit dem Nachweis der HIV-Antikörper und der Anzahl sogenannter CD4-T-Helferzellen im Blut des Patienten gesichert werden.
Auch wenn die HIV-Infektion bis heute als unheilbar gilt, haben die Forschungsbemühungen zahlreicher Länder eine Reihe Medikamente hervorgebracht, die die Ausbreitung und Aktivität der Erkrankung eindämmen und somit für eine jahrelanges symptomfreies Leben sorgen können. Bei früher Diagnose, das heißt vor dem Auftreten des AIDS, kann mit der lebenslangen antiretroviralen Therapie eine beinahe normale Lebenserwartung erreicht werden.

AIDS und HIV-Infektion: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen AIDS und HIV-Infektion

Es gibt viele Gründe dafür, warum das HI-Virus so gefürchtet ist. Zum einen gehört es als Retrovirus zu einer Klasse von Viren, welches ihr genetisches Material in die DNA der Wirtszelle einbaut und somit für das Immunsystem des verteidigenden Körpers praktisch unsichtbar wird. Zum anderen, und das ist ein entscheidender Punkt, benutzt das HI-Virus mit der CD-4-T-Helferzelle einen Zelltyp als Wirt, der ungemein wichtig für die Bekämpfung von Infektionen ist. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einem Absterben dieser T-Helferzellen, was es dem Immunsystem erschwert, die HI-Viren und andere Infektionen zu bekämpfen. Aus diesen und anderen Gründen ist es wichtig, über die Übertragungswege des HI-Virus Bescheid zu wissen und eine Infektion von vornherein zu verhindern. Das Virus ist praktisch in allen Körperflüssigkeiten vorhanden und muss zur Infektion in die Blutbahn des Betroffenen gelangen, was über die Schleimhäute und Verletzungen in der Haut geschieht. Für die weitaus meisten Neuinfektionen ist damit der ungeschützte Geschlechtsverkehr verantwortlich, bei dem hochkontagiöses Sperma oder Scheidenflüssigkeit in den intensiven Kontakt mit den Schleimhäuten des gesunden Partners kommt. Wunden im Genitalbereich und das Vorliegen anderer Geschlechtserkrankungen erhöhen das Risiko der Infektion dabei erheblich. Der Oralverkehr stellt eine potentielle Gefahr dar, das Risiko ist im Vergleich zum Vaginal- und Analverkehr jedoch wesentlich geringer. Die Übertragung durch den Gebrauch kontaminierter Nadeln bei Drogensüchtigen sowie die Weitergabe des Virus von der Mutter an das Kind während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder beim Stillen machen zusammen nur 10 – 20 % der Fälle aus.1 Eine Infektion durch den Erhalt von Bluttransfusionen und unfallartige Nadelstichverletzungen ist möglich, kommt jedoch ausgesprochen selten vor. Alltägliche soziale Kontakte wie Händeschütteln, Umarmungen und Küssen sowie Husten, Nießen und der Kontakt virushaltiger Flüssigkeiten mit gesunder Haut führen nicht zur Ansteckung.

Symptome und Anzeichen

Das Erscheinungsbild der HIV-Erkrankung wird in 3 Kategorien eingeteilt, von denen nur die letzte als eigentliches AIDS betrachtet wird. Wenige Wochen nach Ansteckung kann es zu dem Bild einer akuten HIV-Infektion mit Fieber, Lymphknotenschwellung, Muskel- und Gliederschmerzen und Durchfall kommen. Diese Symptome der 1. Kategorie ebben innerhalb von 5-30 Tagen ab und es folgt in der Regel eine beschwerdefreie Phase (asymptomatische Latenzphase), die sich über einen Zeitraum von durchschnittlich 10 Jahren erstreckt.1 Die 2. Kategorie der symptomatischen HIV-Infektion beschreibt Symptome wie Fieber, Gewichtsverlust, chronischer Durchfall sowie ein wiederkehrender lokaler Befall mit Hefepilzen (Candidiasis) und andere HIV-assoziierte Erkrankungen. In der 3. Kategorie finden sich die Kriterien, die das Immunschwäche-Syndrom AIDS definieren. Dazu gehören die bei gesunden Menschen nicht auftretenden opportunistischen Infektionen, zu denen wiederkehrende Lungenentzündungen, bestimmte Virus-Erkrankungen und Pilzinfektionen sowie der Befall mit Parasiten wie den Toxoplasmen gehören. Weiterhin sichert das Auftreten bestimmter Tumorerkrankungen wie dem Kaposi-Sarkom und Non-Hodgkin-Lymphom das Bestehen eines AIDS.

Diagnose

Während die Befragung des Patienten über ein potentielles Ansteckungsereignis und die körperlichen Symptome einen Hinweis auf die Erkrankung geben können, müssen zur Sicherung der Diagnose in jedem Falle labortechnische Untersuchungen durchgeführt werden. Zunächst wird mit Hilfe einer Blutprobe ein Antikörper-Suchtest (HIV-ELISA) durchgeführt, der eine bestehende Infektion zuverlässig nachweist. Jedoch muss hierbei unbedingt beachtet werden, dass das Immunsystem erst einige Wochen nach Ansteckung die entsprechenden Antikörper gebildet hat und der Standard-Antikörper-Suchtest damit vor Ablauf von 6 – 12 Wochen die Infektion nicht zuverlässig ausschließen kann.1 Auch positive Ergebnisse bei eigentlich Gesunden kommen in seltenen Fällen vor, weshalb ein positives Ergebnis immer durch ein weiteres Testverfahren kontrolliert werden muss. Wenn auch der Bestätigungstest, der sogenannte Western-Blot, positiv ausfällt, muss von einer HIV-Infektion ausgegangen werden. Bei gesicherter Diagnose kann dann über die Messung der Virusaktivität sowie der Bestimmung der CD4-T-Helferlymphozytenanzahl eine Aussage über das Ausmaß der Erkrankung und der Immunschwäche getroffen werden.

Differentialdiagnose

Andere Erreger wie zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus (EBV) können Symptome verursachen, die denen der akuten HIV-Infektion ähneln. Auch die häufig auftretende Lymphknotenschwellung kann vielerlei Ursachen haben, sodass hier die Abgrenzung von HIV zu anderen Ursachen mittels Laboruntersuchungen absolut notwendig ist. Die für AIDS so typische Immunschwäche kann auch in Folge angeborener Immundefekte oder im Rahmen immununterdrückender medikamentöser Behandlungen entstehen, was im Laufe einer ausführlichen Befragung des Patienten erörtert werden muss.

Therapie und Behandlung

Während bis Mitte der 90er Jahre die Diagnose HIV eine deutliche Verkürzung der Lebenszeit bedeutete, hat sich mit der Einführung der HAART (Hochaktive antiretrovirale Therapie) eine Revolution in der Behandlung dieser unheilbaren Erkrankung ergeben. Kommt es zu einer hohen Viruszahl und/oder niedrigen CD4-T-Helferzellenanzahl im Blut sowie zum Auftreten HIV-begleitender Erkrankungen, wird eine Kombinationstherapie mit mindestens 3 verschiedenen Medikamenten angesetzt, die die rasche Vermehrung des Virus verhindern soll. Mit einer guten Kooperation des Betroffenen und der lebenslangen Einnahme der HAART kann eine jahrelange Symptomfreiheit und fast normale Lebenserwartung erreicht werden.1 Bei Eintreten des AIDS sieht die Prognose jedoch schlechter aus und der Patient benötigt neben der HAART eine intensive medizinische Betreuung mit gezielter Bekämpfung der auftretenden Infektionen und Tumore. Trotz aller Bemühungen überlebt ab der Diagnosestellung von AIDS die Hälfte der Patienten einen Zeitraum von nur 9 – 14 Monaten nicht.2

In Hinsicht auf die Unheilbarkeit der Erkrankung steht in der Gesamtheit die Prävention, das heißt die Verhinderung der Ansteckung, im Vordergrund. Eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung sollte im Idealfall dazu führen, dass potentiell riskante Aktivitäten gemieden werden. Dazu gehört in erster Linie der ungeschützte Geschlechtsverkehr, vor allem im Rahmen von Prostitution, Homosexualität und häufig wechselnder sowie flüchtiger sexueller Kontakte. Der kompromisslose Gebrauch von Kondomen kann hier ohne großen Aufwand Abhilfe schaffen. Wenn Drogenkonsum mit der Durchführung selbstständiger Injektionen nicht vermieden werden kann, sollten zumindest stets ungebrauchte, sterile Nadeln verwendet werden, die in den meisten Drogenhilfezentren kostenfrei zu erhalten sind. Infizierte Schwangere bedürfen der Begleitung spezialisierter Ärzte, die durch die Gabe von Medikamenten während Schwangerschaft und Geburt die Übertragung des Virus auf das Kind verhindern können.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Andreas Wolter

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

1AllEx – Korrigierte elektronische Version Stand 07.10.2013. 1. Auflage 2012. Georg Thieme Verlag, Stuttgart

MSD Manual. 6. deutsche Auflage 2000. Urban&Fischer Verlag, München/Jena

2Überlebenszeit bei HIV-Infektion und AIDS. A. Matuschke, I. Sadri, J. R. Bogner, F. D. Goebel. Poliklinik der Universität München.