Mumps

Synonyme: Parotitis epidemica, Sialadenitis epidemica, Ziegenpeter
Mumps, Parotitis epidemica, Sialadenitis epidemica, Ziegenpeter

Mumps ist eine ansteckende Viruserkrankung, die typischerweise mit einer meist beidseitigen, entzündlich bedingten und äußerst schmerzhaften Schwellung der Ohrspeicheldrüse einhergeht (Parotitis = Entzündung der Parotis, sprich der Ohrspeicheldrüse). Zählte Mumps in der Vergangenheit noch zu den klassischen Kinderkrankheiten, erkranken heute bevorzugt Jugendliche und junge Erwachsene, bei denen schwerwiegendere Krankheitsverläufe mit höheren Komplikationsraten zu beobachten sind.

Seit März 2013 muss der behandelnde Arzt bereits den Verdacht auf eine Mumpsinfektion namentlich an das Gesundheitsamt weiterleiten (namentliche Meldepflicht laut Infektionsschutzgesetz).

Mumps ist eine weltweit verbreitete, ganzjährig auftretende Infektionskrankheit, die lediglich in einem einzigen Land, nämlich Finnland, ausgerottet zu sein scheint. Diese Tatsache verdanken die Finnen ihrer konsequenten Bekämpfung des Virus durch den einzig wirkungsvollen Schutz: die zweimalige Impfung. Diese sogenannte Grundimmunisierung bietet zwar keinen hundertprozentigen Schutz, das Risiko einer Erkrankung aber und vor allem die Komplikationsrate sind deutlich herabgesetzt (siehe Einzelheiten unter Impfung).

Hat man in seinem Leben bereits einmal eine Mumpsinfektion durchgemacht, besteht ein lebenslanger Schutz vor einer erneuten Erkrankung (lebenslange Immunität).

Mumps: Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Mumps

Ausgelöst wird die Erkrankung durch ein sogenanntes Rubulavirus, das natürlicherweise nur im Organismus infizierter und akut erkrankter Menschen vorkommt. Dabei handelt es sich um ein, wie Mediziner sagen, humanpathogenes Virus, das bedeutet, es führt ausschließlich beim Menschen zu einer Erkrankung und dem Auftreten typischer Krankheitszeichen.

Der Erreger befällt bevorzugt Drüsenzellen, allen voran die der Speicheldrüsen (Ohrspeicheldrüsen, Mundspeicheldrüsen), so dass man besonders viele Viren im Speichel infizierter Personen findet. Daher erfolgt die Übertragung des Erregers hauptsächlich durch eine sogenannte Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen. Direkter (Küssen) und indirekter (durch eingespeichelte Gegenstände) Speichelkontakt können ebenfalls zur Ansteckung führen.

Um in Deutschland das Mumpsvirus ähnlich wie in Finnland nahezu vollständig auszurotten, müssten mindestens 95 % der Bevölkerung zweimalig geimpft worden sein (sogenannter Herdenschutz). Diese notwendige Impfquote konnte aber bisher hierzulande nicht erreicht werden.

Symptome und Anzeichen

Eine Infektion mit dem Mumpsvirus führt nicht automatisch zum Auftreten typischer Krankheitszeichen. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer klinisch inapparenten oder subklinischen Infektion. Etwa ein Drittel aller Mumpsinfektionen verlaufen derart unbemerkt, insbesondere bei kleinen Kindern. Trotz des Fehlens charakteristischer Krankheitszeichen kann die infizierte Person das Virus weitergeben oder auch an mumpsspezifischen Komplikationen erkranken.

Der typische Verlauf einer Mumpsinfektion präsentiert sich aber wie folgt: von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome vergehen etwa 2 bis 3 Wochen (Inkubationsstadium).

Zu Beginn zeigen sich eher unspezifische Krankheitszeichen (Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, leichtes Fieber, Kopf-, Hals- und Ohrenschmerzen) bis die typische schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüsen („Hamsterbacken“) auftritt. Neben dieser akuten Parotitis können sich zusätzlich weitere Speicheldrüsen im Bereich des Unterkiefers und unter der Zunge entzünden, Mediziner sprechen dann von einer Sialadenitis (= Speicheldrüsenentzündung).

Mundöffnen, Kopf- und Kaubewegungen sind schmerzhaft eingeschränkt, außerdem klagen Betroffene häufig auch über drückende oder ziehende Schmerzen im Bereich der Ohren.

In der Regel heilt die Mumpserkrankung nach etwa 1 Woche komplikationslos aus.

In seltenen Fällen werden aber über die oben genannten Speicheldrüsen hinaus weitere Drüsengewebe des Körpers vom Mumpsvirus befallen. Am häufigsten entwickelt sich eine begleitende Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), die sich durch Bauchschmerzen und Übelkeit bemerkbar macht.

Diagnose

Den Verdacht auf eine Mumpserkrankung stellt der behandelnde Arzt bereits durch das sogenannte klinische Bild des Patienten, sprich die typischen Krankheitszeichen, die der Patient zeigt. Da aber ein relativ großer Teil der Betroffenen nicht die typischen Symptome aufweist, muss zum sicheren Nachweis der Infektion eine Labordiagnostik erfolgen. Mit Hilfe verschiedener Methoden ist es möglich, das Virus selbst oder aber spezielle gegen das Virus gebildete Abwehrzellen (Antikörper) nachweisen.

Differentialdiagnose

Entzündungen der Speicheldrüsen können nicht nur durch Mumpsviren verursacht werden, sondern ebenfalls durch eine Vielzahl anderer Viren (zum Beispiel Epstein-Barr-Virus, Influenza-Viren, Coxsackieviren, Adenoviren).

Darüber hinaus können Schwellungen in diesem Bereich auf die Verlegung der zugehörigen Speichelgänge durch Speichelsteine hindeuten oder aber Resultat einer wachsenden Geschwulst (= Tumor) sein.

Therapie und Behandlung

Eine medikamentöse Therapie, die sich direkt gegen das Mumpsvirus richtet, eine sogenannte antivirale Therapie, ähnlich den Antibiotika bei bakteriellen Infektionen, existiert leider nicht.

Man kann daher im Krankheitsfall nur eine symptomatische Therapie durchführen, sprich einzelne Symptome lindern. So helfen zum Beispiel schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, warme Ölverbände auf der Ohrspeicheldrüse, weiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und körperliche Schonung mit Bettruhe.

Nach etwa einer Woche heilt die unkomplizierte Mumpsinfektion in der Regel folgenlos aus.

Der Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule ist frühestens 9 Tage nach Erkrankungsausbruch wieder erlaubt.

Komplikationen

Im Rahmen einer Mumpsinfektion kann eine Reihe von Komplikationen auftreten. Am häufigsten, insbesondere im Kindesalter, wird das zentrale Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen. Hierbei kommt es am ehesten zu einer sogenannten aseptischen Meningitis (= Hirnhautentzündung), die aber ohne bleibende Schäden ausheilt. In etwa der Hälfte der Fälle zeigen die Betroffenen vorher keine typische Mumpssymptomatik!

Deutlich seltener, aber weitaus gefährlicher ist die Mumpsenzephalitis. Diese durch Mumpsviren verursachte Entzündung des Gehirns kann in Einzelfällen sogar zum Tod führen.

Eine ebenfalls gefürchtete Komplikation stellt der Mumpsbefall von Innenohr und Hörnerv dar, der eine zumindest vorübergehenden Taubheit (transiente Innenohrschwerhörigkeit) bedingt. Im schlimmsten Fall wird das Gehör dauerhaft geschädigt. Aus diesem Grund sollte nach einer durchgemachten Mumpserkrankung immer ein Hörtest (Audiogramm) durchgeführt werden.

Erkranken erwachsene Männer an Mumps, so besteht zudem ein deutlich erhöhtes Risiko für eine begleitende, äußerst schmerzhafte Hodenentzündung (Orchitis). Diese tritt für gewöhnlich 4 bis 8 Tage nach Beginn der Ohrspeicheldrüsenschwellung auf und dauert 1 bis 2 Wochen an. Sie kann in seltenen Fällen zur Unfruchtbarkeit (Sterilität) des Mannes führen.

Bei erwachsenen Frauen beobachtet man gehäuft schmerzhafte Entzündungen des Brustgewebes (Mastitis) oder deutlich seltener Entzündungen der Eierstöcke (Oophoritis).

Impfung

Die wirksamste Schutzmaßnahme gegen eine Mumpsinfektion bietet die zweimalige Impfung mit abgeschwächten, aber vermehrungsfähigen Mumpsviren. Das körpereigene Abwehrsystem bildet daraufhin Abwehrzellen, die speziell gegen Mumpsviren gerichtet sind. Diese sogenannten Antikörper können später eindringende Viren sofort abfangen und damit in der Mehrzahl der Fälle eine Infektion verhindern.

Man weiß mittlerweile aber, dass die Schutzimpfung gegen Mumps nicht immer einen lebenslangen Schutz bietet, wie das zum Beispiel bei der Masernschutzimpfung der Fall ist. Auch nach zweimaliger Impfung kann es prinzipiell zu einer Mumpsinfektion kommen, der Mediziner spricht dann von einem sogenannten Impfdurchbruch. Die Wahrscheinlicheit aber für eine Erkrankung sowie das Komplikationsrisiko sind bei ausreichendem Impfschutz deutlich verringert.

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Weitere Informationen

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Quellen/Redaktion

Autor:

Christine Yahya

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Robert Koch-Institut: Ratgeber für Ärzte – Masern

Dr. Gerd Herold: Innere Medizin

Duale Reihe – Pädiatrie