Tetanus (Wundstarrkrampf)

Synonyme: Wundstarrkrampf
Tetanus, Wundstarrkrampf

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine bakterielle Infektion, welche durch den Erreger Clostridium tetani verursacht wird. Es handelt sich bei diesem Erreger um Gram-positiven Stäbe. Der Infektionsweg erfolgt über eine Wundinfektion. Jede Wunde, ist diese auch sehr klein, ist potenziell tetanusgefährdet.

Der Erreger Clostridium tetani kann eigentlich überall in der Umwelt vorkommen, allerdings gehäuft im Erdboden, in Staub und Kot. Er ist gefährlich, weil er Sporen bildet und dadurch sehr unempfindlich und robust ist. Außerdem bilden die Erreger bestimmte Tetanustoxine, dies sind Gifte welche von den Erregern produziert werden und den Organismus des Menschen schädigen. Das wichtigste Gift ist in diesem Zusammenhang das Tetanospasmin.

Gekennzeichnet ist das Krankheitsbild durch schwere anhaltende Anspannung (Dauerkontraktion) der Skelettmuskulatur.
Schutz bietet nur eine Impfung, welche aktiv und passiv durchgeführt werden kann.

Die bakterielle Infektion mit dem Tetanuserreger ist meldepflichtig.

Tetanus (Wundstarrkrampf): Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Tetanus (Wundstarrkrampf)

Clostridium tetani befindet sich im Erdreich nahezu überall, außerdem kommt er auch in der Darmflora von Tieren und Menschen vor. Der Erreger dringt selbst in kleinste Wunden ein und vermehrt sich dort. Demnach ist eine Verletzung der Haut und Schleimhäute die Eintrittspforte für den Erreger. Nach Eindringen in den menschlichen Organismus bildet er das Nervengift Tetanospasmin. Das Nervengift (Neurotoxin) kann sich anschließend über verschiedene Wege recht schnell im Körper verteilen. Es besitzt die Fähigkeit direkt an neuromuskuläre Synapsen zu binden, dies sind Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen und Muskelzellen, von dort aus wird das Gift über die Nervenzellfortsätze weiter zum Rückenmark transportiert (axonaler Transport). Das Neurotoxin kann aber auch auf dem Blutweg zu den Vorderhornzellen des Rückenmarks gelangen. Vom Rückenmark aus erreicht das Nervengift die Hirnnervenkerne welche für die Motorik zuständig sind und breitet sich dann auf weitere Nervenzellen aus. An den Nervenzellen blockiert das Nervengift die Freisetzung von Botenstoffen, sogenannten Neurotransmittern. Das Nervengift Tetanospasmin blockiert insbesondere hemmende Nervenzellen. Dies führt zu einer Enthemmung und verursacht somit eine Steigerung der Muskelspannung (Muskeltonus) und erhöht die Erregbarkeit der Muskeln, wodurch der Wundstarrkrampf entstehen kann.

Symptome und Anzeichen

Der Zeitraum zwischen dem Eindringen des Erregers über eine Wunde und dem Auftreten erster Symptome beträgt 4-16 Tage. Die Erkrankung beginnt relativ unspezifisch, es kommt zunächst zu allgemeiner Schwäche, Schwitzen, Kopfschmerzen, Lichtscheue und Schwindel. Das Gift (Toxin) verursacht eine Erhöhung der Muskelspannung (Muskeltonus), welche von kopfwärts nach fußwärts zunimmt. Es kann infolgedessen zu Schwierigkeiten beim Schlucken und Kauen kommen, da die Gesichts-, Hals- und Kaumuskulatur stark verspannt ist. Dieser Umstand führt zu dem sogenannten Risus sardonicus, dem Teufelslachen. Außerdem wird eine zunehmende Nackensteifigkeit beobachtet.

Im späteren Verlauf der Krankheit kann es zu dem charakteristischen Opisthotonus kommen. Der Opisthotonus ist ein tonischer Krampf der Rückenmuskulatur, bei dem es zu einer massiven Rückwärtsneigung des Rumpfes kommt. Außerdem kann es in Folge der Infektion auch zum Befall der Atemmuskulatur kommen. Die Muskelspasmen breiten sich immer weiter aus und können die gesamte Skelettmuskulatur betreffen. Diese Muskelkrämpfe werden bereits durch geringe optische oder akustische Reize ausgelöst.

Trotz dieser schweren neurologischen Symptome sind die Erkrankten bei vollem Bewusstsein.

Diagnose

Eine Verdachtsdiagnose wird durch den Arzt anhand der beobachteten Symptome sowie den Angaben des Erkrankten gestellt. Wenn es zu einer Verletzung gekommen ist und der Impfschutz fehlte ist dies ein erster Hinweis. Jede noch so kleine Bagatellverletzung kann als Ursache in Frage kommen. Ein Nachweis des Erregergiftes (Toxinnachweis) im Blutserum oder der Wunde selbst ist oft schwierig, wird jedoch bei Verdacht auf eine Infektion durchgeführt und sichert die Diagnose.

Differentialdiagnose

Als Differentialdiagnose kommen verschiedene Krankheiten und Symptome in Frage. Wie beispielsweise Tollwut, Meningitiden, Hirntumore, Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten oder eine Strychninvergiftung, außerdem kann eine Kiefersperre durch einen Abszess ausgelöst werden.

Therapie und Behandlung

Wenn ein Mensch Anzeichen einer Tetanusinfektion zeigt und kein Impfschutz besteht wird eine sofortige intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Es wird schnellstmöglich Tetagam verabreicht, welches das Nervengift mit Hilfe des Tetanushyperimmunglobulin inaktivieren und neutralisieren soll. Hyperimmunglobuline sind Antikörper die gegen einen spezifischen Erreger wirksam sind. Eventuell werden im Verlauf weitere Gaben von Tetagam benötigt.

Des Weiteren wird eine Wundausschneidung (Wundexzision) durchgeführt. Hierbei wird das geschädigte Gewebe der Wunde entfernt, sowie Fremdkörper ausgespült und Penicillin verabreicht um die Keime zu vernichten. Als Alternative zum Penicillin bietet sich bei einer Penicillinallergie ein anderes Antibiotikum, wie beispielsweise Metronidazol, an.

Außerdem werden Maßnahmen ergriffen um die Symptome zu lindern. Zu diesen gehören die Dämpfung des zentralen Nervensystems (Sedierung) durch Gabe von Beruhigungsmitteln und die künstliche Beatmung. Der Erkrankte wird abgeschirmt um Krampfanfälle zu vermeiden und intensivmedizinisch betreut.

Im weiteren Therapieverlauf wird eine aktive Immunisierung angebahnt um den Betroffenen vor einer weiteren Ansteckung zu schützen.

Vorbeugung

Wirksamen Schutz vor einer Tetanusinfektion bietet die Impfung. Die Impfung kann über eine aktive Immunisierung mit dem Impfstoff Tetanustoxoid erfolgen. Hierbei beginnt die Grundimmunisierung mit 3 Monaten und sollte alle 10 Jahre aufgefrischt werden.

Die passive Immunisierung wird eingesetzt, wenn es zu einer Verletzung gekommen ist und der Verletzte keinen Impfschutz nachweisen kann. In diesem Fall wird passiv geimpft und gleichzeitig mit einer Grundimmunisierung begonnen, dieses Verfahren bezeichnet man als Simultanimpfung.

Prognose

Die Sterblichkeit der infizierten Personen ist sehr hoch und liegt bei rechtzeitig begonnener Therapie bei 30%. Der Tod tritt meist durch die Lähmung der Atemmuskulatur ein. Außerdem kann es durch die Krampfanfälle der Kehlkopf- und Atemmuskulatur zum Einatmen von Flüssigkeiten oder Nahrung kommen, dies kann dann wiederum zu Lungenentzündungen und Atemlähmungen führen. Des Weiteren kann der Tod, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt, durch plötzliches Herzversagen eintreten. Wirksamen Schutz bietet die Impfung gegen Tetanus und eine angemessene Wundtoilette, also das reinigen von Wunden direkt im Anschluss an eine Verletzung.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Melanie Michielin

Medizinisches Review:

In Bearbeitung


Quellen:

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln

Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, De Gruyter, Berlin