Nierenentzündung (Glomerulonephritis)

Synonyme: Entzündliche Glomerulopathie, Glomerulonephritis, Nephritis
Nierenentzündung, Glomerulonephritis, Entzündliche Glomerulopathie, Nephritis

Die Nierenentzündung (Glomerulonephritis) ist ein Überbegriff über eine Vielzahl von unterschiedlichen Typen der Nierenentzündung. Diese sind verschieden in ihrer Entstehung, ihrem Verlauf und ihrer Prognose. Gemein ist ihnen jedoch, dass sich eine Entzündungsreaktion innerhalb der Niere abspielt, die auf lange Zeit die Niere schädigt und besonders bei chronischen Verläufen in einer Niereninsuffizienz münden kann.

Viele dieser Typen der Nierenentzündung lassen sich, wenn sie erst begonnen haben, nicht mehr aufhalten, bestenfalls durch Medikamente verzögern. Nur wenige Arten der Nierenentzündung lassen auf eine spontane Abheilung hoffen und münden nicht in der Notwendigkeit einer regelmäßigen Blutwäsche.

Nierenentzündung (Glomerulonephritis): Inhaltsverzeichnis

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Ursachen Nierenentzündung (Glomerulonephritis)

Die Entzündung der Niere wird im Wesentlichen durch das Vorkommen von körpereigenen Antikörpern in der Niere ausgelöst. Es gibt die Möglichkeit, dass sich Antikörper fälschlicherweise an harmlose Strukturen der Niere anheften (Autoimmunerkrankung) und damit veranlassen, dass diese vom eigenen Immunsystem angegriffen und zerstört werden. Da es zwischen der Niere und der Lunge Ähnlichkeiten in manchen Eiweißen gibt, kann die Lunge ebenfalls betroffen sein. Die andere Option, welche ebenfalls zur Nierenentzündung führt, ist dass sich Antikörper an im Blut frei bewegliche Strukturen binden (Immunkomplexbildung). Dies können beispielsweise Bestandteile von Medikamenten sowie schädliche Virus- oder Bakterienfragmente sein. Diese Komplexe reichern sich in der Niere an und verursachen wiederum eine Aktivierung des Immunsystems. Ist das Abwehrsystem über längere Zeit in der Niere überaktiv, kommt es Schritt für Schritt zu Vernarbungen und Einschränkungen der Nierenfunktion.

Symptome und Anzeichen

Eine Nierenentzündung kann verschiedene Verlaufsformen haben. Am häufigsten äußert sich die Erkrankung nur durch vermehrt Eiweiß und roten Blutkörperchen im Urin (Proteinurie und Hämaturie). Oft fällt dies bei Routineuntersuchungen auf und ist für sich genommen ein unbedenkliches Testergebnis, dessen Verlauf kontrolliert werden sollte. Bei ausgeprägterem Verlauf der Entzündung können sich je nach Ausmaß des Eiweißverlustes verschiedene Syndrome ausbilden. Das nephritische Syndrom beinhaltet einen geringen Verlust von roten Blutkörperchen und Eiweiß über den Urin. Allerdings wird weniger Salz und Wasser ausgeschieden, was zu einem erhöhten Blutdruck führt. Beim nephrotischen Syndrom ist der Eiweißverlust viel größer, mehr als 3 Gramm pro Tag. Folge des Eiweißmangels (Hypoproteinämie) sind Ödeme, erhöhte Infektanfälligkeit und Thromboseneigung. Weiter besteht die Möglichkeit, dass die Nierenentzündung chronisch und völlig unbemerkt vonstattengeht, bis sich Zeichen einer Niereninsuffizienz bemerkbar machen.

Diagnose

Hilfreich für die Diagnosestellung ist die Kenntnis über andere Erkrankungen oder Symptome und eingenommene Medikamente, die das Auftreten einer Nierenentzündung begünstigen. Es sollte mehrmals der Blutdruck bestimmt werden und speziell nach Ödemen, vor allem an den Beinen geschaut werden. Mittels einer Urinuntersuchung kann nachgewiesen werden, ob sich Proteine oder rote Blutkörperchen im Urin befinden. Die Untersuchung des Blutes auf erhöhte Nieren- und Entzündungswerte sowie ein erniedrigter Proteingehalts im Blut können ein weiterer Hinweis auf eine Nierenentzündung sein. Da jeder Typ von Nierenentzündung unterschiedliche Auslöser hat, werden zusätzlich Blutwerte bestimmt, die je nach Erscheinungsform verändert sind. Dabei stehen besonders Antikörper gegen Viren oder Bakterien (Infektserologie) als auch Antikörper gegen körpereigenes Gewebe im Mittelpunkt (Autoimmunserologie). Liegt eine große Proteinurie und Hämaturie vor, wird eine Nierenbiopsie durchgeführt um eine Gewebeprobe der Niere mit einer kleinen Nadel zu gewinnen. Die feingewebliche Untersuchung ist relevant für das therapeutische Vorgehen und die Prognose der Nierenentzündung.

Differentialdiagnose

Proteine und rote Blutkörperchen im Urin sind typischerweise auch bei anderen Erkrankungen des Harntrakts zu finden. Besonders bei Entzündungen mit Bakterien. Auch bei der gutartigen familiären Hämaturie (benigne familiäre Hämaturie) sind vermehrt Proteine und rote Blutkörperchen im Urin vorhanden. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Nierenentzündung, sondern um eine genetische, nicht krankhafte Normvariante, bei der die Niere vermehrt Proteine und rote Blutkörperchen durchlässt.

Therapie und Behandlung

Die angewandte Therapie richtet sich nach dem vorliegenden Subtyp der Nierenentzündung. Oft kommen Immunsuppressiva zur Eindämmung der Entzündungsreaktion zum Einsatz. Weitere wichtige Maßnahmen sind die medikamentöse Blutdruckeinstellung und die behutsame Ausschwemmung des Ödems in Kombination mit einer Thromboseprophylaxe. Betroffene sollten auf eine eiweißarme und kochsalzarme Kost achten und bei Infekten frühzeitig eine aggressive antibiotische Behandlung durchführen.

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Quellen/Redaktion

Autor:

Jeremias Götschke

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

AllEx 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012

Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011